Reale Welt, oder vielleicht doch Satire?
Das ist Poesie der Bürokraten: José Manuel Barroso und Edmund Stoiber haben das Vermächtnis der scheidenden EU-Kommission vorgelegt. Unter dem Titel „Die fünf größten Errungenschaften der EU-Kommission“ wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht. Wer am Ende des Textes noch weiß, was drinnen steht, der hat einen Orden verdient.
Vorab muss ich gestehen, dass ich den Artikel nur quer gelesen habe, und das auch zunehmend großzügig. Allerdings werde ich ihn speichern – als Einschlafhilfe. Damit Sie wissen, was ich meine, zitiere ich aus diesem »Vermächtnis«:
„Gleich zu Beginn meiner ersten Amtszeit habe ich die intelligente Regulierung zu einer zentralen Priorität der Kommission erklärt.” Alles klar?
Diese Pressemitteilung enthält Wortschöpfungen, die ganz bestimmt für eine gewisse Qualität bürgen: „EU-Bürokratieabbauprozessfolgenabschätzungsempfehlungsgruppe“. Da muss man doch glatt zufügen, dass es sich hier nicht um Satire handelt. Jetzt verstehe ich auch, was in Brüssel los ist. Da dort die »geistige Schräglage« 15% überschreitet, durfte anscheinend seit Jahren kein geistiger Dünger mehr ausgebracht werden und es wurde eine Hirn-Stillegung angeordnet.
Aber zum Glück gibt es in der menschlichen Psyche so etwas wie Ironie. Kein Satiriker oder Komiker könnte bessere Drehbücher schreiben, als die Top-Führungskräfte in Brüssel!
Die Zusammenfassung der Äußerungen Stoibers und Barrosos ist eigentlich ganz einfach: „Ihre Absicht war primär, die komplexe Totalität gesamtgesellschaftlicher Systembezüge in heterogener Partizipierung maximal evident zu machen!“ Das ist ihnen voll und ganz gelungen. Klarer und einfacher kann man es doch gar nicht formulieren, oder? Man sollte am Eingang von Brüssel ein Plakat aufhängen mit dem Text: „Sie verstehen etwas von Chaos-Theorie, wir beherrschen die Praxis!“
Ich war einige Jahre in der Wissenschaft tätig, musste dann aber leider ausscheiden, da ich den Kurs: „»Praktische rhetorische Übungen in verbaler Schaumschlägerei« nicht bestanden habe. Ich bin heute noch traumatisiert. Trotzdem gilt mein Dank meinem Psychiater für seine jahrelangen vergeblichen Bemühungen.
Die Sprache der EU erinnert doch sehr an Aussagen, die einmal Erich Honecker hervorragend beherrschte: „Die angestrebte Verringerung der Verwaltungslasten um 25 % in dreizehn Bereichen, denen im EU-Programm zur Verringerung der Verwaltungslasten Vorrang eingeräumt wurde, wurde überschritten.” Geht es hier etwa um eine Übererfüllung des Sieben-Jahres-Planes? Erinnerungen an die DDR und an die Zeiten der Sowjetunion klingen an, gemischt mit einer Note „Rom“. Dieser UN-GEIST lässt sich in der verquasten Sprache einfach nicht verbergen.
Ich kenne viele Probleme, die die EU geschaffen hat, aber ich kenne tatsächlich keines, das sie gelöst hat. Darüber helfen solche nichtssagenden Aussagen auch nicht hinweg. Und mit was sich diese Experten alles beschäftigen! Erst will die EU Brettljausen abschaffen, krumme Gurken, Salzstangerln, das Wort Marmelade, Kellnerinnen-Dekolletés (ohje – die Wies’n), und jetzt geht man auch noch an die Kinderbuchklassiker dran! Unter dem Titel: „Jetzt hat es Brüssel auf die «Fünf Freunde» abgesehen!“, berichtet die Daily Mail, das Europäische Parlament wolle Kinderliteratur mit veralteten Rollenklischees aus dem Verkehr ziehen.
Demnach will die Europäische Union Unterrichtsmaterialien abschaffen, die Schülern ein traditionelles Rollenverständnis der Geschlechter vermitteln und auch echte Klassiker sind gefährdet: Enid Blytons «Peter Pan» und «Paddington Bear» könnten dann ebenso gestrichen werden wie Astrid Lindgrens «Pippi Langstrumpf». Und auch in «Wir Kinder aus Bullerbü» bauen schlimme Buben Baumhäuser, während die braven Mädchen mit Puppen spielen.
Was mit den Büchern passieren soll, geht aus dem Entwurf noch nicht eindeutig hervor. Vielleicht kommt ja eine offizielle Kinderbücher-Verbrennung, um mit den, nach Gendermeinung althergebrachten, Rollenverteilungen endgültig abzuschießen?
Der Diskriminierungsteufel steckt fast überall, auch Tiergeschichten sind vor ihm nicht sicher. Man hat nämlich festgestellt, dass in den Märchen viel mehr männliche, als weibliche Tiere vorkommen, was natürlich nach Gendervorgaben nicht geht. Und wenn man danach geht, gehören «Die Schatzzinsel» und Robinson Crusoe unbedingt dazu, denn darin kommen überhaupt keine Frauen vor. Zudem gehören auch alle anderen Schriftwerke auf politische Gender-Korrektheit überprüft und entsprechend entschärft: Othello, der Mitbürger etwas südlicheren Teints von Venedig oder die «Lustigen weiblichen Mitbürgerinnen von Windsor». Kommt morgen Wilhelm Busch an die Reihe und nächste Woche Goethe und Schiller? Vielleicht sollte man damit beginnen, als erstes die Bibel umzuschreiben, denn die ist alles andere als geschlechtsneutral!
Grundsätzlich würde ja eine Modernisierung den Kinderbüchern gut tun. Zum Beispiel Rotkäppchen könnte man so formulieren, dass der böse Wolf ein EU Kommissar wäre! Ich finde wir sollten schleunigst dafür einen Antrag an die EU stellen, schließlich müssen die Kommissionen und Ausschüsse ja beschäftigt werden!
Und was machen einstweilen die Kinder? Sie lesen die Bücher so, wie sie ihnen gefallen. Ein Mädchen, das Lindgrens Annika nicht mag, hält sich halt an Pippi, oder identifiziert sich einfach mit den Buben. Wer allen Ernstes glaubt, dass Kinder sich durch die Lektüre Peter Pans von der häuslichen Wendy maßgeblich beeinflussen lassen, und nicht etwa von dem, was ihre Eltern und die übrigen Menschen um sie herum tagtäglich tun, braucht weniger einen Kurs in Politik als vielmehr in Psychologie. Am Einfachsten ist es eh‘ wenn unsere Kinder direkt in der Natur lesen.
Euer Willi
Der lässige Umgang mit Worten, die auf unsere Ahnen hindeuten.
Im Sommer saß ich am Badesee unseres Dorfes und schaute ein paar Jugendlichen bei ihren Wasserspielen zu. Ich erfreute mich an ihrer Lebensfreude, die sie dabei ausstrahlten. Plötzlich hörte ich, wie einer von ihnen sagte: „Warum schaut die Oma dort drüben immer hierher?“ Ich denke, dass er diesen Ausspruch aus einem schlechten Gewissen heraus machte, denn die Jugendlichen hatten einen der Stege am Ufer gelöst, hatten ihn aufs Wasser geschoben und nutzten ihn nun wie ein Floß. Mich störte das nicht, aber ich denke, die Jungendlichen hatten mit älteren Menschen schon andere Erfahrungen gemacht.
Weshalb ich über diese Episode überhaupt schreibe, hat mit dem Umgang des Wortes Oma zu tun. Viele persönliche Worte werden in unserer Sprache missbraucht. So werden Oma und Opa meist automatisch für ältere Menschen benutzt, egal, ob sie wirklich eine Oma oder ein Opa sind. Genauso wird häufig das Wort Mutter missbraucht. Meist ist es abfällig, wenn über eine Frau im mittleren Alter gesagt wird: „Schau Dir mal die Mutter dort drüben an!“ und kein Kind ist dabei. Da wird betitelt, katalogisiert und alles in eine Schublade gesteckt. Selbst wenn etwas positiv-kritisch gemeint ist. So lautete zum Beispiel die Überschrift eines Artikels in der „Welt“: „Deutschland wird Weltmeister im Oma-Export“. Geschrieben wurde in dem Artikel darüber, dass immer mehr alte Menschen in Altenheime nach Polen abgeschoben werden, weil es dort billiger ist als in deutschen Altenheimen. Ich finde das schlimm, aber genauso schlimm ist für mich die Bezeichnung „Oma-Export“. Alles, was ein bestimmtes Alter überschritten hat, ist anscheinend automatisch für alle Oma oder Opa.
Ich bin Oma! Und ich bin gerne Oma – aber bitte nur für meine Enkel! Wenn meine Enkel zu mir Oma sagen, geht mir das Herz auf. Dieses Wort hat ganz viel mit der Achtung für die eigenen Ahnen zu tun – und mit Liebe. Aber ich bin kein Ahne all der Menschen, die die Alten einfach als Oma oder Opa betiteln. Hier wird das Wort Oma abgewertet, denn es wird abwertend benutzt.
Ja, ich gehöre inzwischen zu den Alten und finde das sogar schön. Ich genieße all die Freiheiten, die mir mein Leben nun bietet. Meine Kinder sind groß und benötigen keine Betreuung mehr, ich erhalte Rente und kann somit alles tun, was ich früher in dem Umfang niemals konnte, weil ich trotz großer Unabhängigkeit immer schauen musste, dass Geld herein kommt. Ich lebe nach dem Lustprinzip: Wenn ich einen Artikel schreiben möchte, dann schreibe ich einen Artikel. Wenn ich ein Gewand für einen anderen Menschen nähen möchte, dann nähe ich das Gewand – bei mir gibt es kaum noch feste Termine – außer der wöchentlichen Kolumne, die ich nach wie vor für eine kleine lokale Wochenzeitung schreibe – hier muss ich zumindest den Abgabeschluss beachten. Für mich ist es also schön, eine Alte zu sein. Aber das schönste ist es, eine Oma für meine Enkel zu sein – jedoch nur für sie! Oma und Opa gehören, wie Mama und Papa, zu den ersten Worten, die ein Kind zu sprechen lernt – egal in welcher Sprache und diese Worte haben eine wunderschöne Bedeutung.
Wird dieses Wort lässig von anderen Menschen ausgesprochen, so hat das etwas mit einer „Entweihung“ zu tun. Wenn wir unsere Ahnen achten wollen, dann sollten wir mit den Worten, die tatsächlich unsere Ahnen bezeichnen, auch achtungsvoll umgehen.
Christa Jasinski
Das Denken schätzen heißt das Denken schützen
DACH-te ich mir heute so…
Immer wieder stolpert man über den modernen materiell orientiert beobachtenden, aber kaum über das Beobachtete nachdenkenden Wissenschaftler.
Viele gebildete Menschen scheinen sich selbst nur noch dann in der Gesellschaft akzeptabel zu empfinden, wenn sie sich dem intellektuellen Zeitgeist anpassen. Dabei ist der Intellekt auf eine wahrhafte Übersetzung herunter gebrochen schlicht die Kunst der Wiedergabe dessen, was man erzählt oder gelehrt bekommen und verinnerlicht hat. Es ist der in-tell-lectus (tell = sagen, lectu = lesen). Derjenige, den wir für intellektuell halten ist jemand, der es versteht, das Gelernte – es sei dahingestellt, ob es etwas Wahres, Richtiges war, was er gelernt hat – so zu verinnerlichen, dass er es frei und in passenden Worten wiederzugeben vermag. Passende Worte sind heute meist welche, die für den „normalen“ Menschen Fremdworte darstellen, meist eben tote, lateinische Begriffe. Es muss wissenschaftlich klingen, damit es nur diejenigen, die „eingeweiht“ sind in die betreffende Wissenschaft verstehen. Dabei würden die meisten Menschen die meisten Dinge wohl relativ schnell und einfach verstehen und begreifen können, würde man nur Klartext reden und nicht immer versuchen, das, was man eigentlich sagen will, durch Wortkonstrukte größter Perversion zu verschleiern.
Man könnte beispielsweise sehr einfach nachvollziehen, was ein Rudolf Steiner meinte, wenn er sagte, dass die Menschen früher eine Art Ursprache hatten und dass die Menschen ein ganz anderes Bewusstsein hatten als heute, ein Bilderbewusstsein, nicht das heutige Verstandesbewusstsein, das abstrakte Denken.
Daher mag ich einmal versuchen, Steiners Aussagen – die an dieser Stelle nicht zitierend wiedergegeben werden sollen – in ein erhellendes Licht zu rücken und zwar durch einen wissenschaftlichen Akt, aber einen, der nicht verschleiernd wirkt, sondern entschleiernd.
Ich DACHT-te mir, dass ich hierbei mal wieder vom DENK-en ausgehe, welches in der Lage ist Licht ins DUNK-el zu bringen.
Ich gehe dabei so vor, dass ich diverse Wortverkettungen vor den Betrachter stelle, die miteinander entweder nach dem Konsonantenstamm verwandt sind, wie DENK-en und DUNK-el (D-N-K) oder die eine begriffliche Verwandtschaft haben, wie das Haus, die Hütte, der Schutz und das DACH, wo wir auch wieder bei einer Zeitwortvariation des Denkens landen, indem wir ge-DACH-t haben. Was haben wir getan, wenn wir gedacht haben? Haben wir nicht Gedanken ver-DICH-tet zu einem Bildnis, quasi zu einem Gedankengebäude? Handeln wir beim Denken nicht so, dass wir einsehen, dass ein Gedanke mit dem anderen logisch zusammenhängt, ein anderer jedoch nicht? Schließen wir damit nicht die Gedanken aus, die nicht mit dem in Verbindung stehen, über das wir nachdenken? Wir treffen eine Ein-SCHÄTZ-ung, schätzen ein, was zu einem Themenzusammenhang gehört und was nicht. Und das dann errichtete Gedankengebäude SCHÜTZ-en wir doch vor den gedanklichen Einflüssen, von denen wir schätzen, dass diese nicht zugehörig, nicht zusammenhängend sind oder?
Was hat nun das Dach mit dem Schutz und dem Denken zu tun? Warum heißt im Lateinischen das Dach = tec-tum und warum klingt das so auffällig an das Schutzwort pro-tec-tion an??
Dass das Dach uns Schutz bietet, wissen wir alle. Wenn wir nun den im Englischen üblichen Begriff für Schutz betrachten, finden wir direkt ausgedrückt, dass der Schutz auf das DECK-en, das DACH zurückzuführen sein muss. Denn die Silbe –TEC ist verwandt mit der Silbe des Deutschen Wortes DAC-h. Im Griechischen heißt es TEG-os.
Heute denken wir Menschen meist abstrakt. In früheren Zeiten war das ganz anders. Wenn wir in den Sprachen weit zurück gehen, finden wir in den ältesten Sprachidiomen, dass die Schriften, ähnlich wie es heute noch im Chinesischen ist, aus Zeichen bestanden haben. Die heutigen Chinesischen Zeichen sind jedoch auch schon sehr abstrakt. Sie bezeichnen jeweils ein Wort und somit existieren im Chinesischen unzählige Symbole, was das Erlernen dieser Sprache nicht unbedingt einfach gestaltet. Früher war das anders, da wurde durch ein Symbol eine Mannigfaltigkeit von Begriffsbildern zum Ausdruck gebracht. So wurde zum Beispiel alles, was mit dem sich Abschotten, Schützen usw. zutun hatte, nicht nur in China, sondern auch in allen anderen alten Kulturen, durch das nahezu gleiche Symbol, ein Bildzeichen dargestellt. Dieses Bildzeichen war im Falle von Schutz“ ein Dach. (siehe Bild)
Diese Symbole, diese Bildzeichen sind die ersten Schriften und resultieren aus der einstigen bildlichen Ursprache der Menschen. Denn auf welchen Kontinent man auch hinschaut, man findet doch überall sehr auffällig ähnliche Symbole für ähnliche Begriffe. Erst nach und nach haben sich diese Symbole immer mehr abstrahiert und sich die Schriftzeichen und damit einhergehend die Sprachen differenziert. Dies werde ich an anderer Stelle konkreter und anschaulicher versuchen darzustellen.
Das Dach schützt uns. Das Dach sondert uns von etwas ab (beispielsweise dem Regen). Es ist also etwas, was trennt und schützt. Wenn wir uns schützen wollen, sagen wir umgangssprachlich auch, wir sind „auf der Hut“. Ist nicht auch der Hut eine Art Dach? Heißt nicht auch im Englischen HID-e einerseits Dach, andererseits „to hide“ – sich verstecken?
Wir sehen hier uralte Wortstämme, die in allen alten Sprachen in ähnlichen Sinngehalten wieder auftreten:
Deutsch: DAC-h
Englisch: Pro-TEC-t (Schutz)
Schwedisch: TAC (Dach)
Griechisch: TEG-os (Dach)
Latein: TEC-tum (Dach)
Altkeltisch: TEG-os (Haus)
Über den Schutz-Stamm kommen wir auch zu anfänglich befremdlich anmutenden Begriffen anderer Sprachen, die sich bei genauerer Betrachtung doch als Zugehörig zum Ge-DACH-ten zeigen.
Wir kommen dazu uns das völlig unpassend erscheinende arabische Wort SULT-an anzuschauen. Es wird üblicherweise einfach als Herrscher, König, Souverän usw. übersetzt. Bei genauerem Hinschauen finden wir aber diesen Wortstamm auch im Englischen und Deutschen Sprachkreis wieder, obwohl diese doch mit den semitischen Sprachen, wie die Arabische eine ist, nicht verwandt sein sollen:
Hebräisch: SHALIT (Sultan) – S-L-T
Deutsch: SCHALT-en (vom Schalten und Walten – was ja der Herrscher nunmal tut) – SCH-L-T
Deutsch: SCHILD – SCH-L-D
Englisch: SHIELD (Schild) und SHELT-er (beschützen) – SH-L-D, bzw. SH-L-T
Das Schild Wort hängt also sowohl mit dem SCHUTZ (SCH-T-Z) als auch mit dem Herrschen zusammen. Wir finden den alten Gotischen Stamm in den semitischen Sprachen wieder:
Gotisch: SKILTH-us (Schild)
Assyrisch: SHALT-u (Schild)
Hebräisch: SHELET (Schild)
Aramäisch: SHILT-a (Schild)
Sultan, Schild, Schutz, sie alle bedeuten ähnliches!
Es besteht hier kein Zweifel am tiefen Zusammenhang all dieser Wortketten. Schützt uns nicht ein klarer Gedanke vor so einigen Abirrungen ins Dunkel? Ist das Denken nicht ein Schatz? Ist es Zufall, dass das Denken das Höchste ist, was wir haben, dass unser Kopf das „Dach“ des Körpers ist, am Höchsten gelegen, wie das Dach auf dem Haus?
Sollte nicht, im Idealfall ein Herrscher eines Volkes auch dessen Beschützer sein? Ist es Zufall, dass die Wortstämme beider Begrifflichkeiten identisch sind?
Hebräisch:
SHELET = SH-L-T = Schild
SHALIT = SH-L-T = Herrscher
Der Orient, wie auch der Okzident, Ost und West, haben also den gleichen Wortstamm für den Herrscher.
Altnordisch: SKJOELD-ung = König
Englisch: SHELT-er = Schutz, beschützen
Hebräisch: SHALIT = Herrscher, Sultan
Ägyptisch: SALATIS = Herrscher.
Selbst im alten Sumer finden wir den Herrscher und den Beschützer im selben Stamm. Hier, in einer der ältesten Sprachen im Stamme S-G.
SUG-al = Befehlshaber
SUG-i = Ratsherr, Ältester, Greis, Hüter
Wir könnten die Herrscher und Beschützerformen noch in andere Sprachen und Stämme weiterverfolgen, doch wollen uns nun einem anderen Aspekt des Schützens zuwenden: dem Verbergen, dem Verdecken, dem Maskieren.
Wie bereits in der Silbe HID-e angedeutet, hat das sich Hüten – zu dem wir noch in Verbindung mit der Hütte, engl. Cottage bishin zu Gott und dem Spalten blicken können – begrifflich direkten Bezug zum Wort Haut.
Im alten Babylon, wo sich die Verwirrung der Sprachen vollzogen haben soll, waren Haut und „verstecken“ ebenfalls ein und derselbe Begriff:
MASHK-u = Haut, verstecken, verbergen.
Verbirgt nicht die Haut unser Inneres? Schützt sie nicht gleichsam unseren Körper vor den Einflüssen von außen? Hat sie nicht denselben Wortstamm im Deutschen wie der HUT?
Englisch: MASK (Maske)
Ägyptisch: MASHK-a (verstecken, verbergen)
Aramäisch: MASHK-a (verstecken, verbergen)
Kaukasus: MOSHK-u (Leder)
Griechisch: MOSHK-e (verstecken, verbergen)
Im Sumerischen war das Wort MASHK-im die Bezeichnung für einen Dämon. Sind nicht Dämonen verborgene Wesenheiten? Bei den Keltischen Druiden finden wir den Zauberer bezeichnet als MASC. Diese Verbindungen zwischen einem Versteck, dem Verstecken und dem Schutz, dem Schützen sind keineswegs isoliert. Sie sind das Ergebnis eines Prinzips, welches geholfen hat, Sprache zu bilden und zu entwickeln und wir können deren Zusammenspiel zwischen den verschiedensten Sprachen beobachten.
Englisch: to HID-e (verstecken)
Englisch: the HID-e, the HUT (die Hütte)
Englisch: to MASK (verdecken)
Ägyptisch: MASHK-a (verstecken, verdecken)
Ägyptisch: MASHK (Zelt)
Deutsch: HÜT-en (verstecken, verdecken, verbergen, schützen)
Deutsch: HAUT
Deutsch: HÜTT-e (Haus, Hütte)
Deutsch: SCHUTZ (schützen)
Griechisch: SKYT-os (verstecken, verbergen, schützen)
Englisch: a SHED (Schuppen, Stall)
Sprachwissenschaft sollte sich durch ein Charakterisieren der Worte und Begrifflichkeiten auszeichnen, nicht dadurch, künstliche Grenzen zu setzen und diese dogmatisch zu verteidigen. Die Sprachwissenschaft schützt sich damit vor wahrhaften Erkenntnissen. Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners hat hier bereits vor knapp 100 Jahren wertvollste Ansätze gebracht, Ansätze, die der Entwicklung eines zusammenhängenden Denkens dienen, um auf einer soliden Basis, aufzubauen, um am Ende von einem DACH herab auf das Gedankengebäude blicken zu können.
Endlos könnte weiterverfahren werden.
Latein: PARC-o (schützen, retten)
Englisch: BARK (Rinde des Baumes – bietet die Rinde nicht, gleich unserer Haut Schutz?)
Englisch: BARRACK (Hütte, Baracke)
Auch die SCHAL-e schließt sich hier an:
Latein: CEL-o (verbergen)
Englisch: SCAL-e (Schale, Schuppen des Fisches, aber auch Maß, Rahmen….)
Englisch: CELL (Zelle, Kammer)
oder:
Latein: CAV-eo (verbergen, verstecken)
Japanisch: KAW-a (Haut)
Englisch: CAV-e (Höhle – auch hier sucht man Schutz!)
Englisch: SHELT-er (Schutz, auch Obdach)
Englisch: SHIELD (Schild)
Griechisch: KEUTH-o (verbergen)
Eine zukünftige, geistreiche Sprachforschung wird spielerisch Erkenntnisse sammeln können und die Menschheit ebenso spielerisch reifen lassen. Ausgehend vom Deutschen Wort HÜTTE zielen wir ab auf die Englische Variante COTT-age und finden hier einen der ältesten Sprachstämme vor.
Im Lateinischen CUT-is (Haut) haben wir die gleiche Silbe wie im Englischen COT-tage (Hütte) und wie in CUT (schneiden, trennen), wo sich uns eine weitere Aspektreihe des Schutzes aufbaut.
Deutsch: SCHUT-z (SCH-T)
Deutsch: SCHEID-en (SCH-D)
Im obigen CUT (C-T) Stamm verbergen sich solch tiefe Erkenntnisse der Sprache und der Menschheitsentwicklung, dass ich mich kaum traue, darüber zu schreiben, da ich sowieso nur die Ansätze von Ansätzen berühren kann.
Finden wir nicht im Deutschen Worte GOTT den nahezu gleichen Stamm? Sind wir nicht alle TEILE GOTTES? Sind TEILE nicht getrennt vom Ganzen?
Wenn man ein Stück zerschneidet (cut), bekommt man dann nicht Teile davon? Schon bei den alten Sumerern war KID das Schlitzen, das Abtrennen. Dieselbe Form im alten Indien gesucht führt uns wieder zum Schutzaspekt des „Abtrennens“, dem aufsuchen einer Höhle in KOT-ara. Die alten Inder fühlten im Dunkel der Höhle aber auch das Verwesen, das Lösen des Geistigen von der Materie, wie wir in KOT-ha (Verwesung) erkennen können. In der altindischen Mundart Tamil ist KET-ta das Schlechte. Doch führt uns selbe Fährte auch zu Gott, wenn die Inder KOT-i (die Spitze, das Höchste, die höchste Zahl) aussprachen. Bei den Hebräern haben wir in KAD-es die Heiligkeit und bei den Arabern den Richter in KAD-i. Im Suaheli ist KUT-a die Mitte, der Mittelweg zwischen den Extremen, und die Japaner nennen ihre Gottheiten immer KOT-o. Wie ironisch mag es anmuten, dass die Azteken den Weisen als CIUT-a bezeichnen, während im Deutschen der KOT, unsere Aus-SCHEID-ung, das DUNK-le ist?? Sind wir nicht durch die lange Menschheitsentwicklung, wie sie auch von Rudolf Steiner umfassend geschildert wurde, vom alten Bilder- und Gottesbewusstsein abge-SCHNITT-en worden? Sind wir nicht irgendwie vom Göttlichen ge-SCHIED-en, getrennt durch den Sündenfall, den die alten Basken bezeichnet haben mit dem „aus dem Himmel geschleudert werden“ im Worte GOT-z? Fühlen wir uns nicht manchmal wie „der letzte Dreck“ und einfach zum KOT-zen?? Ist es Zufall, dass der DUNG an das DUNK-el anklingt und dass der Konsonantenstamm K-T, G-T, C-T beides umschließt? Ist nicht aber der DUNG der DÜNG-er um fruchtbares Reifen zu lassen? Wirkt er nicht verbindend? Spüren wir darin nicht die GÜT-e und können wir uns an dieser nicht er-GÖTZ-en?
Wir haben uns zu Ent-SCHEID-en, welchen Weg wir gehen wollen. Wir können uns auf das GUT-e besinnen und den Weg zu GOTT suchen, den Weg zurück zum wahren DENKEN, zum Geiste. Doch dafür müssen wir stark und mutig sein, was die Sumerer in GÚD, sowie deren Demut vor dem Göttlichen in GUD-u ausdrückten. Ist nicht auch der GART-en hier angebracht, als abgetrennter Bereich, als Rückzugsgebiet, als Schutz, als GAT-ter? Gehört nicht das GIT-ter auch hierher? Unzählige Wortpaare könnten folgen, wie das Finnische KAT-os (Schutzdach), Ostjakisch KAT (Haus), KET-an, was im Mongolischen Stadt bedeutet.
Selbst wenn wir über den Atlantik schauen und die altamerikanischen Mundarten betrachten, die ja mit unseren Sprachen nicht verwandt sein dürften, da ja unsere anerkannte Wissenschaft meint, dass die amerikanischen Ureinwohner wohl abgeschottet gelebt haben, bis Kolumbus kam, finden wir unzählige verwandte Begriffe. Nicht etwa, dass diese nur im amerikanischen Norden auffindbar seien, wo man noch argumentieren könnte, dass Kontakte über Alaska nach Asien stattgefunden haben, nein, gerade im Süden, in den Sprachen der alten Hochkulturen gleichen sich unzählige Begriffe genau an die uns bekannten an. So ist im Catoquine Dialekt das Wort GHOT-o der Himmel, von dem wir ja heruntergeworfen wurden und nun abgeschnitten sind. Man könnte annehmen, dass wir in den GULLI gefallen sind, indem es ja dunkel ist. So sehen das auch die Araicu Indianer, die mit dem Begriff GHULY das Schwarze bezeichnen! Im Botocudo Dialekt finden wir in KAT-te die Haut wieder und in der Kizh-Sprache in Küt das Haus, welches auffällig an Sanskrit KIT = wohnen anklingt. Die Patagon Indianer sagen KOT-scha zu Haus. War nicht früher die KUTSCHE-e auch ein überdachtes Haus? Auch finden wir hier einen Konsonantenstamm, den ich in diesem Zusammenhang noch nicht erwähnt habe, der für diesen Ausschnitt, einfach zu komplex in der Darstellung wäre. Es handelt sich um den Stamm K-R-T (auch K-L-T), der überall mit dem Schneiden, Trennen usw. in Verbindung steht. So sagen die Koloschen zum Messer = KLIT-ta, im Sanskrit ist KRIT = das Schneiden. Auch der Gott wird in ganz Altamerika mit K-T, G-T oder C-T benannt. In manchen Dialekten wie bei den Maya fällt das T weg und Gott heißt: KU. Bei den Taino war KU = der Tempel, in welchem der Gottgeist angebetet wurde.
Wie schön, dass die alten Inder in CIT den Geist benannten und in CIT-a das Gebäude. Ist nicht auch unser Körper ein Gebäude für den Geist der darin wohnt? In CIT-ta drückten die Inder u.a. das Denken aus, das Bewusstsein, die Absicht, den Wille und das Aufmerken, aber auch Herz und Vernunft. In CET-a den Diener auf der einen, lichten Seite, den Sklave auf der dunklen Seite. GUT, das GOTT der Herr uns be-HÜT-et.
Möglicherweise fällt es so manchem nun auch auf, die Pyramide mit dem Auge darin einmal anders zu betrachten, die, soviel sie auch verbergen mag, doch auch ein Schutzsymbol ist, die, soviel sie auch von gewissen Bruderschaften missbraucht, doch das ICH, das AG, das Auge bezeichnet, den, der auf uns aufpasst.
Sprache ist nicht einseitig, Sprache ist lebendig und vielseitig, so, wie unser Denken sein sollte. Nicht starren Intellekt brauchen wir heute, sondern dynamisches Gestalten, intuitives und sachliches Betrachten. Nicht Beobachtung ohne Denken, sondern be-DACH-te Achtsamkeit.
Das ist das, was ich eben DACH-te.
Oliver Heinl, Hude den 19.10.2014