Alte Haustierrassen
Tiere als Helfer auf dem Landsitz
Tiere sind auf einem Landsitz die besten Helfer der Menschen. Und in den Landsitzbeschreibungen Anastasias gehören sie auch unbedingt dazu. Neben ihrer Hilfe liefern sie uns gleichzeitig wertvollen Dünger für unsere Pflanzen.
Wenn man sich Tiere zulegen will, dann sollte man sich jedoch genau überlegen, welche Tiere man nimmt und wie, oder nach welchen Kriterien sie gezüchtet wurden. Unsere heutigen Haustierrassen wurden (bis auf die normale Hauskatze) alle nach wirtschaftlichen Kriterien gezüchtet und die spielen bei Tieren auf einem Landsitz ja überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil! Wir wollen keine Tiere, die viel Fleisch ansetzen, was massiv auf Kosten der Gesundheit geht. Wir wollen keine Hühner, die besonders viel Eier legen, was ihre Eierstöcke zerstört. Wir wollen keine Schafe, die auf viel Wolle und viel Fleisch gezüchtet und dabei immer träger wurden.
Unsere alten Tierrassen entstanden einmal auf natürlichem Wege aufgrund von Witterungsverhältnissen, Landschaftsverhältnissen und Futterangeboten. Leider sind heute viele davon vom Aussterben bedroht und eine Reihe von ihnen sicher auch schon ausgestorben. Die bestehenden und zukünftigen Landsitze sind ein wunderbarer Hort, fast ausgestorbene Tierarten aufzunehmen und ihnen wieder eine Zukunft zu geben. Aus diesem Grunde nehme ich nun eine Artikelserie in Angriff, die sich mit den alten Haustierrassen befasst. Zum Glück habe ich Kontakte zu Menschen, deren Interesse darin liegt, die alten Rassen zu bewahren und die mir dabei wertvolle Informationen liefern. Ich kann nicht auf alle alten Rassen eingehen, aber ich gebe immer wieder Hinweise auf Adressen, an die man sich wenden kann, wenn man sich eine bestimmte Rasse zulegen will. In dieser Ausgabe beginne ich mit den Hühnern.
Hühner
Auch wenn man keine Eier essen will, können Hühner auf einem Landsitz sehr hilfreich sein. Wollen wir auf unserem Landsitz zum Beispiel ein neues Beet anlegen, dann geht das, wenn man Hühner hat, sehr leicht: Man zäunt die Ecke ein, in der das Beet angelegt werden soll und lässt die Hühner die Arbeit verrichten. Hühner sind da sehr gründlich. Auf der Suche nach Nahrung scharren sie so nach und nach den gesamten Boden durch. Selbst die so hartnäckigen Quecken und der ebenso hartnäckige Giersch widerstehen ihrer Arbeit nicht. Nebenbei düngen sie den Boden noch bestens. Ist der Boden vorbereitet, dann braucht man die Hühner nur an eine andere Stelle zu schicken und den Boden noch etwa zwei Wochen ruhen zu lassen. Nun ist er fertig zum Einsäen.
Braucht man kein Beet, dann lässt man die Hühner halt in der Zwischenzeit den Rasen oder die Obstwiese durchlüften und düngen. Wichtig ist nur, dann man die Bereiche, in denen die Hühner gerade arbeiten sollen, mit einem kleinen Zaun absteckt, denn sonst wissen sie ja nicht, wo sie arbeiten sollen. Sie gehen dann den Weg des geringsten Widerstandes und suchen ihre Leckerli im Gemüsebeet, wo der Boden schön locker ist und man schnell an einen Regenwurm heran kommt.
Mein Nachbar hat Hühner und ich kann stundenlang im Garten liegen und ihnen einfach nur zuschauen, so possierlich und witzig sind sie. Möchte man Hühner halten, dann muss man ihnen auf jeden Fall ein sicheres Hühnerhaus bauen, das man abends auch fest verschließt. Denn sonst hat man eventuell nicht lange Freude daran. Für denn freilebenden Fuchs ist es nämlich viel weniger anstrengend in einem Hühnerstall auf Futtersuche zu gehen, als in freier Wildbahn etwas zu finden.
Befinden sich die Hühner tagsüber in einem größeren Areal, dann brauchen sie dringend Büsche, in denen sie sich verstecken können, wenn zum Beispiel ein Raubvogel über ihnen kreist. Sind sie in einem kleineren abgesteckten Bereich, um zum Beispiel ein Beet vorzubereiten, dann brauchen sie eine kleine Hütte für den Rückzug vor Raubvögeln.
Man kann auch sehr gut ein fahrbares Hühnerhaus bauen, wie auf dem Beispiel unten. Wer eine Bauanleitung möchte, dem kann ich sie gerne zukommen lassen.
Hat man sich dazu entschieden, Hühner anzuschaffen, dann sollte man gut überlegen, welche Rasse man nimmt. Einfach irgendwelche Hühner aus der Legebatterie zu nehmen, wäre fatal. Warum das so ist, kann man sehr schnell erkennen, wenn man sich einmal damit befasst, was das überhaupt für Hühner sind, die dort gehalten werden.
Normalerweise gehen wir davon aus, dass unsere Hühner auf normalem Zuchtweg entstanden sind. Dem ist jedoch nicht so. Kaum ein Huhn ist heute noch über eine ganz normale Züchtung entstanden. Bei einer normalen Züchtung nimmt man ein Huhn mit den Eigenschaften, die einem wichtig sind und lässt es von einem Hahn befruchten. Zum Beispiel: Man will, dass es möglichst viel Eier legt (heute ist das ja so). Also sucht man sich das Huhn aus, dass von allen Hühnern am meisten Eier gelegt hat und lässt deren Eier ausbrüten. Dabei bekommt man aber niemals alles Hühner, die genauso viel Eier legen – die Unterschiede sind enorm. Es kommt ja stets das Erbgut des Hahns und der Großeltern mit hervor. So geht es zumindest auf natürlichem Weg.
Hybridhühner
Unsere heutigen Eier entstammen zu 99% von Hybridhühnern (auch Bioeier!).
Hybridhühner bzw. Legehybride sind spezielle Kreuzungen, die aus verschiedenen Inzuchtlinien entstanden sind. Derartige Kreuzungen sind durch den so genannten Heterosis-Effekt deutlich leistungsfähiger als ihre Eltern. Von einem Heterosis-Effekt wird immer dann gesprochen, wenn die beobachtete Leistung der ersten Filial-Generation (F1) höher ist als die durchschnittliche Leistung dieser Eigenschaft bei der Parental(Eltern)-Generation. Die Legeleistung der Tiere steigt dabei fast explosionsartig an. Aus welchen Kreuzungen die einzelnen Hochleistungshybriden entstehen ist ein streng gehütetes Geheimnis der jeweiligen Firmen. Legehybride sind Kunstprodukte und unter Anwendung moderner Zuchtmethoden und geplanter Selektion entstanden.
Hybridhühner sind Hochleistungstiere, die für die Käfighaltung und auf optimale Legeleistung, Futterverwertung (niedrige Futterkosten je Ei) und Eischalenqualität gezüchtet worden sind. Hybridhühner können in 12 Legemonaten ca. 300-330 Eier legen, nach dem ersten Jahr nimmt die Legeleistung der Hybriden rapide ab und sie werden daher nach 1-2 Jahren ( 68Wochen) durch neue Hennen ersetzt. Durch die enorme Legeleistung werden die Hühner aufs Stärkste ausgezehrt und sind überaus krankheitsanfällig. Hybridhühner sind nicht für die Kleintierhaltung im Freiauslauf gedacht, dort können sie nicht die Mengen an hochqualitativem Futter aufnehmen, für die sie in den Laboren der Firmen gezüchtet worden sind. Deshalb müssten sie selbst im fettesten Garten nachgefüttert werden.
Man hat die Hybridisierung übrigens auch schon bei Säugetieren versucht. Da funktionierte das jedoch nicht. Säuger lassen sich nicht hybridisieren. Deshalb begann man dann irgendwann mit dem Klonen der Tiere.
Im Grunde ist die Bezeichnung „aus biologischem Anbau“ eine Farce, wenn der Biobauer Hybridzüchtungen auf seinem Hof hält: Da nimmt man ein Huhn, das niemals auf natürlichem Wege entstanden wäre und füttert es mit Biogetreide – also ist es ein Biohuhn.
Hybridhühner werden meist nach etwa einem Jahr geschlachtet. Sie sind dann nämlich völlig ausgelaugt, weil sie ja viel mehr Eier legen müssen, als sie von Natur aus eigentlich könnten. Nach einem Jahr sterben schon etwa 10 % der Tiere einen natürlichen Tod, deshalb schlachtet man sie vorbeugend. Ein Großteil der Legehybride erkrankt an den Legeorganen. Die Eileiterentzündung (Salpingitis), die fast alle Hybridhennen irgendwann bekommen wird einfach als „Berufskrankheit“ der Legehennen bezeichnet.
Alte Hühnerrassen
Alte Rassen entstanden durch ihre Anpassung an Klima und Futterangebote in der Region.
Das Friesenhuhn gibt es zum Beispiel schon seit 1000 Jahren. In Friesland und vor allem in Heidegebieten, gibt es eher sandhaltige Böden und Buchweizen. Und so ist das dort entstandene Huhn auch ein leicht gebautes, schlankes und sehr lebhaftes Landhuhn, das mit wenig auskommt.
Das Sundheimer Huhn hingegen stammt ursprünglich aus der Rheinebene, wo das Futterangebot hoch ist. Deshalb ist das Sundheimer Huhn auch ein recht schweres Huhn. Im Umgang mit Menschen ist es eher vorsichtig und wird nicht so schnell zutraulich. Das hängt jedoch von der Zuwendung ab, die man diesem Huhn gibt: füttert man die Tiere jeden Tag von Hand, erreicht man schneller ein Vertrauensverhältnis.
Das Augsburger Huhn, als einzige bayrische, sehr alte Hühnerrasse ist besonders schön. Dieses Huhn fand zunächst seine Verbreitung im Schwäbischen und im Schwarzwald. Das hauptsächliche Merkmal dieser Hühner ist der sogenannte Becherkamm. Beim Hahn steht der Kamm aufrecht und beginnt vorn am Schnabel einfach, teilt sich jedoch nach dem 1. oder 2. Zacken zu einem becherförmigen Kamm. Dieser wird so geführt, dass die beiden hinteren Teile wieder geschlossen wirken. Zum Becherkamm passend wirken die mittelgroßen dünnen Kehllappen – und die ovalen weißen Ohrscheiben bieten den entsprechenden Kontrast. Das Hauptproblem bei der Vermehrung des Augsburger Huhnes ist die Tatsache, dass der Becherkamm spalterbig ist. Die Verpaarung zweier Becherkamm Tiere bringt statistisch gesehen 25% Hörnerkämme, 25% Einfachkämme und 50% Becherkämme. Nicht alle Nachkommen haben also den schönen Kamm.
Das Ramelsloher Huhn ist in dem Dorf Ramelsloh in der Nähe von Hamburg entstanden. Diese Hühner werden recht schnell zutraulich, wenn sie sich an ihren Halter gewöhnt haben und suchen den Handkontakt. Diese Hühner fühlen sich beim Streicheln und Kraulen geborgen. Trotzdem sind sie auf der Hut und sehr kritisch: sie prüfen genau wer da ist, bevor sie sich nähern. Durch ihre Skepsis entkommen sie Wildvögeln im Vergleich zu anderen Rassen überraschend gut. Ramelsloher sind für die Gattung der Hühner überdurchschnittlich begabt. Sie lernen schnell, bleiben dabei aber immer vorsichtig. Sie sind bewegungsaktiv – brauchen also recht viel Platz.
Der Deutsche Sperber wurde Anfang des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet gezüchtet. Diese Hühnerrasse fällt durch ihr auffällig und schön geschecktes Federmuster auf. Der Bruttrieb der Tiere ist nicht besonders ausgeprägt, was günstig ist, wenn man nicht zu viel Nachwuchs will. Sie gelten als robust, sind recht groß, gute Futtersucher und sogenannte Nichtflieger.
Das Vorwerkhuhn wurde ebenfalls Anfangs des 19. Jahrhunderts von einem Hamburger Geflügelwirt namens Vorwerk gezüchtet. Sein Ziel war es eine Rasse zu züchten, die schön ist und deren Hähne friedfertig sind. Ob die Hähne tatsächlich friedfertiger sind, als die anderer Rassen, kann ich nicht sagen. Aber schön sind sie tatsächlich mit ihren bunten Federn. Inzwischen sind sie nicht mehr direkt vom Aussterben bedroht, weil es wieder Liebhaber gibt, die diese Rasse bevorzugen.
Das Sulmtaler Huhn stammt vom schweren Schlag des steirischen Landhuhnes, einer Unterart des mitteleuropäischen Landhuhnes, ab, der seit mehr als 300 Jahren hauptsächlich in der Kornkammer des Weinlandes um Deutschlandsberg und Stainz in der Steiermark (in dem auch das Sulmtal liegt) gezüchtet wurde. Das Sulmtaler Huhn ist ein Huhn das das üppige Futterangebot und das milde Klima der Steiermark bestens auszunutzen weiß.
Beim Appenzeller Spitzhuhn kann man sehr schön erkennen, wie sich Hühner aus den klimatischen Gegebenheiten einer Landschaft heraus entwickelten. Diese, sehr stark gefährdete, Rasse hat einen, mit Federn umgebenen Hörnerkamm. Die Federn schützen den Kamm vor dem harten Klima im Appenzeller Land. Diese Hühner kommen also in kälteren Gegenden sehr gut klar.
Der Bergische Schlotterkamm hat seinen Namen vom, nur zum Teil aufrecht stehenden, Kamm der Hennen. Im hinteren Drittel fällt dieser schlotternd zur Seite. Diese sehr gefährdete Rasse ist sowohl vom Federkleid als auch vom gesamten Körperbau der rauen Witterung des Bergischen Landes bestens angepasst. Die Rasse braucht viel Auslauf, die Tiere vertragen sich recht gut untereinander und neigen nicht zum Kämpfen.
Eine, der inzwischen am ärgsten bedrohten Rassen, ist der Krüper. In den westfälischen Kreisen und im Bergischen Land galt der Krüper als „das Huhn der kleinen Leute“, weil es kurze Beine hatte und nicht so weit vom Haus weg lief. Bei normalbeinigen Hühnern, die auf der Futtersuche weit umherschweiften, gab es Probleme mit den reichen Bauern, da die Hühner dabei die Ländereien der größeren Bauern betraten. Dieses Problem umging man mit den Krüpern, die in der Näher der Häuser blieben. Die Krüper sind jedoch keine Hühner, die lediglich vor dem Fenster oder vor der Tür hocken, um auf Futter zu warten. Das Gegenteil trifft zu, denn sie sind sehr lebhaft und unermüdlich im Futtersuchen, doch begehen sie bei weitem nicht ein so großes Gebiet wie die langbeinigen Rassen. Für Jemanden, der nur kleine Flächen für die Hühner zur Verfügung hat, ist das eine ideale Rasse.
Es gibt noch viel mehr alte Hühnerrassen, die alle in Gefahr sind auszusterben. Ich habe mich in der Beschreibung auf die Rassen beschränkt, von denen ich weiß, dass Mitglieder der Gesellschaft zur Erhaltung von Haustierrassen sie züchten, um sie auch weiter zu geben. Man kann sie also über einzelne Mitglieder dieses Verbandes erhalten. Dass man auch mehrere dieser Rassen sehr gut nebeneinander halten kann, hat mir kürzlich ein Mitglied dieses Verbandes gezeigt.
Wer sich dafür interessiert, einer alten Haustierrasse eine Heimat zu geben, der kann sich bei der Gesellschaft zur Erhaltung von alten Haustierrassen melden. Diese Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, den Bestand der alten Haustierrassen zu sichern. Dazu zählen Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine, Hunde, Pferde Esel, Geflügel Kaninchen und auch Bienen. Und sie suchen dringend Menschen, die bereit sind, den alten Rassen, statt der Neuzüchtungen, einen Lebensraum zu geben.
GEH-Geschäftsstelle, Tel. 05542/1864 oder E-Mail: info@g-e-h.de
Internet: http://www.g-e-h.de/geh/index.php
Christa Jasinski
Hallo Christa,
sehr schöner Artikel, gerade die Hühner können sehr viel für einen im Garten tun, sofern sie von den empfindlichen Bereichen sicher auf Distanz gehalten werden. Nicht umsonnst sind sie in der Permakultur das Beispielelement Nr. 1.
In Youtube gibt es einen Kanal mit einigen netten Clkips über die Rammelsloher Hühner: https://www.youtube.com/channel/UCdsMgyRysxqmwbP_9hpuQMg
wir sind hier eine rentnerkolonie an der portug. grenze…………..s p a n i e n s….
u. suchen schon lange alte huehnerrassen……..
wer kann uns helfen?????‘
t oo34 622 16 88 o3 o6518 la codosera nogal 1 spanien
schuchard danke
DA KÖNNT IHR EUCH MAL HIER ERKUNDIGEN: http://www.g-e-h.de/geh/jupgrade/
Wir selbst halten 2 Wiesenteufel und bergische Kräher. Viele unserer Bekannten finden die 2 nicht so hübsch, wie die anderen Hühner. Ich dafür finde alle meiner Hühner schön und jede Rasse hat ihre ganz besondere Art und Eigenheiten.
LG