Weniger ist mehr

Willi

Vor Kurzem fand ich ganz liebevoll bemalte Steine, teilweise mit recht sinnigen Aufschriften in einem Laden. Mir gefielen sie und ich kaufte für einen Freund einen Stein mit der Aufschrift „Fülle“. Dieser Freund hat zur Zeit finanzielle Probleme und mein Gedanke dazu war, dass ich ihm symbolisch eine finanzielle Fülle schenken wollte. Irgendwie kam das völlig falsch an. Dieser Freund hat nämlich einen etwas dickeren Bauch und dessen Fülle will er eigentlich nicht. Es kam ihm wie eine Anspielung darauf vor.

Tja, manchmal ist nicht alles, was „viel“ ist, auch gut. Diese Erfahrung mussten Einbrecher machen, die in einer schwäbischen Kleinstadt bei einem Einbruch einen großen Tresor vorfanden. Sie dachten wohl: „Je größer der Tresor, umso größer die Beute“. Der recht kleine Tresor daneben schien ihnen nicht ausreichend. Mit riesigem Aufwand wuchteten sie den großen Tresor ins daneben liegende WC – das hat nämlich kein Fernster und kann so von außen nicht eingesehen werden – und flexten schweißtreibend über Stunden die doppelseitige Rückwand des Tresors auf. Ich hätte gerne ihre belämmerten Gesichter gesehen, als sie sahen, was sich in dem Tresor befand: Dort wurden nämlich einfache Werbeartikel gelagert, wie Meterstäbe, T-Shirts und Bleistifte. Für den kleineren Tresor blieb ihnen danach keine Zeit mehr, weil wohl inzwischen der Morgen graute.

Apropos Bauch – bei ihm gilt sicher die Devise: „Weniger ist mehr“ und er scheint ein ständiges Thema in Damenkreisen zu sein. Diäten, die ein Übergewicht im Zaum halten sollen, gibt es fast so viele, wie Fastfoodbuden. Ob Steinzeitdiät, Schlank im Schlaf, Origami-Fastenkur, Friss die Hälfte usw., alle sollen die Pfunde purzeln lassen und manchmal frage ich mich, ob die Anzahl und die Art der Fastenkuren, die viele Frauen im Jahr machen, im reziproken Verhältnis zu ihrer Gehirngröße stehen, denn wenn es ums Abnehmen geht, kann man einigen Damen alles andrehen. Weniger und gesünder zu essen, ist da wohl zu einfach.

Witzigerweise nennt man die Bezüge, die Abgeordnete erhalten, ebenfalls Diäten und die haben mit „Abnehmen“ genauso viel zu tun, wie das Schlemmen einer Sahnetorte. Der Begriff „Diät“ kommt nämlich aus dem Griechischen dίaita und wurde ursprünglich im Sinne richtiger „Lebensführung“/“Lebensweise“ verwendet. Davon sind jedoch sowohl die Diäten der Damen, als auch die Diäten der Politiker meilenweit entfernt. Das Wort „Diäten“ für die Zuwendung der Politiker ist ein regelrechter Hohn. Denn wir bezahlen dafür einen Wasserkopf, der immer riesiger wird und immer unsinnigere Gesetze ersinnt. Auch hier gilt sicher: „Weniger ist mehr!“ Da hat doch tatsächlich die EU zwei Jahre lang das Urinier-Verhalten der Europäer studiert. Nun liegt ein 60-seitiger Bericht darüber vor. Fazit: Die Klo-Spülungen müssen reguliert werden! Mehr als 6l pro Spülung darf in Zukunft Niemand mehr verbrauchen. Das Verhalten der Bürger auf den Toiletten ist danach nicht zufriedenstellend. Für Uriniervorgänge reichen nach EU-Vorstellungen ein halber Liter und für größere Geschäfte müssen 5 Liter ausreichen. Kontrollen sind allerdings vorläufig nicht vorgesehen.

Ja, wie wollen die das denn kontrollieren? Kommt da wohl demnächst eine Wasseruhr ans Klo und ich muss vorher da eintippen, ob ich klein gemacht habe oder ein großes Geschäft? Vielleicht müssen wir demnächst ja auch noch wiegen, wie viel wir gemacht haben und das nachspülende Wasser wird pro Gramm Stuhlgang ausgerechnet?

Auch mit den Klobrillen hat man sich beschäftigt, mit dem Ergebnis, dass sie in keinem Bezug zu ihrer Produktfunktion stehen sollen. Mein Freund, der Adi und ich begreifen jedoch nicht, wieso unsere Klobrillen ihrer Funktion nicht gerecht werden? Keiner von uns ist bisher ins Klo gefallen und abdecken tun sie die Schüssel auch. Aber vielleicht sollte die Klobrille ja nach den Schlaumeiern in Brüssel noch andere Funktionen haben? Vielleicht sollten sie dann die Produktfunktion einmal genauer erklären, so dass sie auch der dümmste Europäer begreift? Vielleicht sind aber auch diese angeblich oberschlauen EU-Politiker die Dummen, die die Funktion einer Klobrille nicht begreifen. Möglicherweise sollte man die Klobrillen nicht definieren, sondern sie einfach nur gebrauchen. Oder man schraubt den Deckel einfach ab, meint der Adi.

Da lobe ich mir die Komposttoilette, die braucht kein Wasser, dessen Verbrauch man über EU-Gesetze regulieren müsste und die Funktion der Klobrille ist auch dort eigentlich ziemlich eindeutig – außer, man vergisst den Deckel zu schließen.

Euer Willi

 

 

15. August 2014 von Christa Jasinski
Kategorien: Satire | Schreibe einen Kommentar

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