Was ist Gott?

Für viele wohl eine altmodische Frage. Eine moderne Antwort hierauf wird jedoch selten gefunden. Die reguläre Wissenschaft kann mit dieser Frage nichts anfangen. Religionen tischen uns Märchen rund um diese Frage auf. Neuzeit-Strömungen haben über dieses Thema gewöhnlich nicht mehr zu bieten als vage Aussagen. Dieser Artikel bietet jedoch eine klare und abgerundete Antwort auf diese Frage. Lassen Sie es nachklingen in ihrer Seele und denken Sie über die hier gebotene Einsicht nach, bis Sie die Wahrheit davon tiefgehend einsehen können. So werden Sie erkennen, dass diese Sichtweise Wissenschaft und Religion vereinigt!

Die Titelfrage hätte eigentlich besser lauten können: was meint man genau mit den Namen Gott, Allah, Shiva, Brahman, Adonai, Ahora Mazda, Tao, Wakan Tanka, etc.? Die Menschheit benützt diese Namen seit Jahrtausenden, aber trotzdem herrscht eine große Unklarheit und Uneinigkeit über das wonach diese Namen verweisen. Es ist schon eine riesige Errungenschaft das heutzutage eine Übereinstimmung über die Tatsache besteht, dass all die verschiedenen Namen und Gottesbegriffe ihrem Wesen nach auf ein und dieselbe Wirklichkeit verweisen. Im Mittelalter dachte man, dass Gott, Allah, Shiva, Ahora Mazda, Adonai, etc. verschiedene Götter waren. Wir tun gut daran, uns den Fortschritt den die Menschheit seitdem gemacht hat gut vor Augen zu halten, denn diese Einsicht ist noch zerbrechlich und instabil. Hiermit sei die wesentliche Einheit all dieser Gottesbegriffe noch mal bestätigt: es sind alle verschiedene Namen für ein und dieselbe Quelle von allem was ist, war und sein wird.

Aber was ist diese Quelle genau? Bei dieser Frage gehen die Antworten ins Ungewisse; sie werden vage und inadäquat. Viele sagen, dass Gott eine Art Energie ist oder eine höhere Macht, oder die allerhöchste Macht, oder man behauptet, dass Gott unnennbar sei und daher undefinierbar. Etwas Unbenennbares und Unbeschreibliches. All diese Antworten sind gut gemeint, aber helfen uns nicht weiter, da sie keinem Einblick geben in das, was Gott an sich ist.

Ist Gott dann wohl beschreibbar und deutlich definierbar? Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich erst mal eine Gegenfrage stellen: ist ein Kieselstein beschreibbar und deutlich definierbar? Die Antwort auf diese Frage lautet: ‚Ja’ für diejenigen, die einen Kieselstein gesehen und in der Hand gehalten haben. Die Antwort auf diese Frage lautet: ‚Nein’ für diejenigen die noch nie einen Kieselstein gesehen oder in der Hand gehalten haben. Für solche Menschen (wenn sie existieren würden) würden keine hundert Beschreibungen genügen, um ihnen klar zu machen was mit dem Wörtchen ‚Kieselstein’ gemeint wird. Für sie bleibt er ein Mysterium.

Ist es dann tatsächlich möglich für einen durchschnittlichen Menschen eine persönliche und deutliche Erfahrung von Gott zu haben? Jawohl, aber nicht auf die Art und Weise worauf Religionen es den Menschen beizubringen versuchen. Das liegt erstens daran, dass ihr Gottesbild dafür ungeeignet ist und zweitens am Fakt, dass ihre Annäherung oberflächlich und nicht zieltreffend ist. Die meisten regulären Religionen vermitteln ihren ‚Gläubigen’ ein Gottesbild, dass in der Tat nicht zu erfahren ist, da es in Wirklichkeit nicht besteht! In diesem Sinne haben die so genannten Atheisten vollkommen recht. Es sind die etwas intelligenteren Menschen, die die Unwirklichkeit des gängigen Gottesbild eingesehen haben, und nicht länger an solche Märchen glauben. Sie picken die Seifenblasen kaputt, die religiöse ‚Führer’ ihren Gläubigen vorhalten.

In der Tat, die verschieden Gottesbilder sind aufzufassen als eine Art Märchen. Aber wie es üblicherweise der Fall ist in alten und weisen Märchen, beherbergen sie eine Art verborgene Weisheit, und verweisen auf bestimmte innerliche, abstrakte Wahrheiten. Was ist dann die verborgene Wahrheit in den religiösen Märchens? Können wir diese persönlich erfahren oder uns zu Eigen machen? Auch diese Frage kann klar und bestätigend beantwortet werden. Wohl sollen wir dabei verstehen, dass die ‚Gottes-Erfahrung’ nicht eine bestimmte konkrete Erfahrung ist. Es ist eine vollkommene abstrakte Erfahrung, oder vielleicht besser gesagt: es ist die Erfahrung der vollkommenen Abstraktion.

Da man in den meisten Kulturen im Schulunterricht der vollkommenen Abstraktion keine Aufmerksamkeit schenkt, bleibt das Abstrakte für die meisten Menschen ein großes Mysterium.

Der ganze Zeitgeist ist darauf ausgerichtet sich zu beschäftigen mit dem, was sichtbar, hörbar, tastbar, messbar und berechenbar ist: mit allem was konkret ist. Mit den tausend Namen und Formen, würde Lao Tse sagen. Unsere Kultur, und die Weltkultur im Allgemeinen, beschäftigt sich kaum mit der Essenz der tausend Namen und Formen. Sie hilft uns nicht Einsicht zu bekommen in den Ursprung aller Namen und Formen.

Es ist schon ein großer Schritt in Richtung der Lösung des ‘Gottesmysterium’, wenn wir wissen, dass mit den Wörtchen Gott, Allah, Shiva, Brahman, Wakan Tanka, Tao, etc. nichts Konkretes gemeint wird! Wir tun gut daran einzusehen, dass sie auf etwas vollkommen Abstraktes verweisen! Nun könnte man fragen: können wir als Mensch uns das Abstrakte vorstellen; können wir uns ein Bild davon formen? Jawohl, das können wir, (und das ist es, was Religionen im Grunde genommen tun), und an sich spricht auch nichts dagegen, solange wir nur einsehen, dass jedes Bild, dass wir von dem vollkommenen Abstrakten formen, auf unserer eigenen Imagination beruht, und dass das Bild per Definition nicht identisch ist mit dem vollkommenen Abstrakten an sich.

Die bessere Frage lautet also: können wir das vollkommen Abstrakte erfahren oder uns zu Eigen machen? Die Antwort auf diese wichtige und essentielle Frage lautet: Ja, das können wir, und zwar mühelos! Wir brauchen nur alle Namen und Bilder, Gefühle und Vorstellungen die wir von dem Göttlichen haben, zu transzendieren. Wie schaffen wir das? In dem wir zeitweilig aufhören mit jeder Form von Anstrengung, und uns körperlich und geistig lernen zu entspannen. Wenn wir das regelmäßig praktizieren, wird unser Geist immer ruhiger und unser Bewusstsein landet so spontan in seiner eigenen Natur. Und was ist die wahre Natur unseres Bewusstseins? Nichts anderes als die oben genannte vollkommene Abstraktion. Die Quelle unserer Gedanken und Gefühle, ist nichts anderes als das unendliche, ewige und abstrakte Sein, das sich selber bewusst ist. (Deshalb nannten unsere weisen Vorfahren es gerade: ‚Bewusst Sein’)

In dieser mühelosen und direkten Erfahrung des Seins, werden wir uns bewusst von der unbegrenzten, ewigen und abstrakten Natur unserer Essenz. Wir erfahren uns selbst nicht länger als einen Körper, und nicht länger als einen Geist, und sogar nicht länger als eine Seele. Wir erfahren uns selbst als reines Bewusstsein. Unser Bewusstsein wird sich bewusst von sich selber als reines Bewusstsein! Obwohl das Sein nichts Konkretes ist – sogar keine Energie – realisieren wir uns, dass dies unsere Quelle und Essenz ist. Stärker noch: wir sehen ein, dass wir diese Quelle und Essenz sind! Wir erfahren dieses vollkommene abstrakte Sein als unsere Essenz, als unser wahres Selbst, als unsere wahre Identität, als unser wahres Ich! In dieser abstrakten Selbsterfahrung sehen wir auch ein, dass wir wesentlich nichts Persönliches sind. Wir sehen ein, dass wir universell und ewig sind; wir sind reines Bewusstsein!

 

Nachdem wir diese Erfahrung ein paar Mal gemacht haben, oder sogar nachdem wir einmal eine echte klare Erfahrung hiervon gehabt haben, sehen wir ein – so wie alle Mystiker und Gnostiker immer eingesehen haben – dass diese Essenz nicht nur unsere Essenz ist, sondern die Essenz von Allem und jedem! Wir sehen ein, dass es nur eine Essenz gibt! Logischerweise verstehen wir, dass unsere Essenz die Essenz ist von allen Menschen: wir sind ja nichts Besonderes! In dieser Erfahrung haben wir unser persönliches Ego transzendiert, und unser Ich-Gefühl ist kosmisch geworden. Wir sind als die Welle auf dem Ozean, die seine Form transzendiert hat und entdeckt hat, dass sie 100 Prozent aus Wasser besteht. Diese Welle sieht spontan ein, dass jede andere Welle natürlich auch aus demselben unbegrenzten Wasser besteht. Sie sieht ein, dass alle Wellen zeitliche Manifestationen eines ewigen, unbegrenzten Ozeans sind. Und was der Ozean ist für jede Welle, das ist was das universelle bewusste Sein ist, für all das, das einen Namen und eine Form hat.

Gott, das universelle Sein, dass sowohl Quelle als Essenz ist von Allem und Jedem, kann also nur erfahren werden, wenn wir lernen tief in unser Selbst zu tauchen und innerlich still werden. Dies fordert durchaus einige Übung und Zuwendung. Üblicherweise wird die innere Erfahrung der unbegrenzten Natur unseres eigenen Bewusstseins erst klar, nach einer Anzahl von Jahren täglicher Stille Übungen. Was hier zählt ist unsere Intention, unsere Absicht. Wer die Erfahrung der Unbegrenztheit wirklich haben möchte, der bekommt sie auch. So lange man sich dabei nur nicht anstrengt! Entspannung ist angesagt! Aber da der durchschnittliche Mensch sich nicht beschäftigt mit täglichen Stille-Übungen – mit einem schönen Wort: Meditation – rufen die schönen Worte Gott, Allah, Shiva, Tao, Wakan Tanka, allerhand unrealistische Assoziierungen auf.

Dann ist es so wie beim Sprechen über einen Kieselstein mit jemand der noch nie einen gesehen hat.

Da das Bewusste Sein noch allgegenwärtiger und einfacher ist als ein Kieselstein, kann es hilfreich sein, ein paar adäquate Definitionen von Gott oder dem Göttlichen zu betrachten. Lasst uns ein paar adäquate Beschreibungen, und nützliche Definitionen von Gott anschauen:

Gott ist das vollkommen abstrakte Sein.

Gott ist das Sein, dass sich selber bewusst ist.

Gott ist das vollkommene abstrakte Bewusstsein, dass die Quelle und Essenz von allem und jedem ist. Bewusstsein ist primär, Materie ist sekundär. Deshalb besteht der Begriff in allen Religionen, dass Gott primär ist, und die Schöpfung von Ihm oder Ihr oder Es kreiert worden ist.

Gott ist die universelle Intelligenz, die zum Ausdruck kommt in der geordneten Struktur von allem und jedem.

Gott ist die universelle Kreativität, die zum Ausdruck kommt in der fortwährenden Veränderung, Entwicklung und Wachstum von allem und jedem.

Gott ist die allgegenwärtige, alldurchdringende und ewig unveränderliche kreative Intelligenz die in allem und jedem zum Ausdruck kommt.

Gott ist vergleichbar mit einem unbegrenzten Ozean, und all das, was besteht, ist wie eine zeitliche Welle auf diesem ewigen, absoluten, unendlichen Ozean.

Gott ist vorzustellen als ein unendlicher Ozean von Bewusstsein, und all das, was besteht, ist wie eine zeitlich und räumlich begrenzte Manifestation dieses kosmischen Ozeans von Bewusstsein.

Gott ist Bewusstsein.

Bewusstsein ist Gott.

Gott ist Alles: Alles ist Gott.

Gott ist Nichts: das Nichts ist Gott.

Bewusstsein in seiner Essenz ist Gott.

Bewusstsein in Bewegung ist Energie.

Bewusstsein in einer Form ist Materie.

In der Bildsprache der Bibel heißen dieser Drei: Gott der Vater, Gott der Heilige Geist und Gott der Sohn. Sie stehen für unser Bewusstsein, unseren Geist und unsere Körper.

Gott ist das allumfassende Nichts, woraus Alles entstanden ist.

Gott erfahren bedeutet das Erfahren der unbegrenzten, ewigen und glückseelischen Natur unseres eigenen Bewusstseins.

Gott ist zu finden an der Quelle unserer Gedanken.

Gott ist unser wahres Selbst.

Gott ist das Selbst aller Wesen. Deshalb sind wir alle im Wesen Eins. Nur unser Körper, unser Geist und unsere Seele sind unterschiedlich und einzigartig. Jede Welle auf dem Ozean ist einzigartig.

Der Ozean ist die Basis, die Essenz und die Quelle jeder Welle.

Gott der Vater und wir sind Eins.

Gott ist das Absolute der Philosophen: der Unbewegte Beweger.

Gott ist das Leben. Bewusstsein ist ein anderes Wort für Leben.

Gott ist das einheitliche Feld der Quantenphysik.

Gott ist das Nullpunktfeld der modernen Naturkunde.

Gott ist das Selbst aller Wesen.

Gott ist das Selbst des Universums.

Gott ist dasjenige, dass sich bewusst ist von sich selbst: Bewusstsein.

Gott ist die Quelle des Ich-Gefühls aller Wesen.

Gott ist das Identitäts-Gefühl aller Wesen.

Es gibt nur ein Bewusstsein im ganzen Kosmos. Wessen Bewusstsein ist das? Unser Bewusstsein. Unser aller gemeinschaftliches Bewusstsein, die Quelle all unserer Gedanken und Gefühle.

Bewusstsein ist dasjenige, das man in Kirchen Gott nennt, in Mosheen Allah, in Tempeln Shiva, in Pagoden Tao, in Tipies Wakan Tanka

Gott ist ein Feld aller Möglichkeiten: pure Potentialität; die Quelle unserer Gedanken.

Gott ist absolute Freiheit, erfahrbar als die Quelle unserer Gedanken.

Gott ist die absolute Wahrheit, erfahrbar als die Quelle unserer Gedanken.

Gott ist absolute Liebe, zu erfahren als die Quelle unserer Gedanken.

Gott ist absolute Glückseeligkeit, zu erfahren als die Quelle unserer Gedanken.

Deshalb steht in der Bibel geschrieben: Sei still, und weiß: ‚Ich bin Gott’.

Deshalb sagen die upanischadische Weisen: ‚Aham Brahmasmi’– ‚Ich bin Gott’.

Deshalb sagen sie weiter: ‘Tat twam Asi’– ‚Du bist Gott’.

Und: ‚Sarvam khalvidam Brahm’ – ‚Dies alles ist in Wirklichkeit Gott’.

Deshalb sage zu dir selbst: ‚Gott ist Mensch geworden in mir’.

Und sage zu andern: ‚Gott ist Mensch geworden in Dir’.

Und weiß einfach: ‚Die ganze Welt ist eine Manifestation Gottes’.

Für Menschen die diese Definitionen und Ausdrücke über die endgültige Wirklichkeit erfahren als unsinniges Bla Bla, gibt es zwei Möglichkeiten: weiter leben mit dem, vom heutigen Zeitgeist aufgezwungenen materialistischem Weltbild, dass sich nicht fragt wo all die Materie herkommt und was ihre Essenz ist, oder man kann lernen sich zu entspannen, und lernen die kreative, intelligente Stille in sich selbst wahrzunehmen. Mit einiger Übung und einiger Gewöhnung kann man die Natur des eigenen Bewusstseins wahrnehmen mit dem inneren Auge des Bewusstseins. Diese zweite Option ist garantiert die Beste. Darum sagen die Weisen: Tue weniger und erreiche mehr!

So einfach ist das!

Drs. Frans Langenkamp Ph.D. hat sich als kultureller Anthropologe spezialisiert in vergleichenden Gottesdienstwissenschaften. 1986 hat er Cum Laude abgeschlossen. Seitdem widmet er sich der Erforschung der uralten vedischen Weisheit, die er in seinen Büchern und Artikeln in moderner Sprache zum Ausdruck bringt. Uralte, ja ewige Weisheit für den modernen Menschen ans Licht zu bringen ist sein Beruf und Berufung. 1992 erhielt er den Doktorgrad an einer vedischen Universität. Er spezialisierte sich in Yoga, Meditation, vedische Astrologie, Vedanta und Metaphysik. Mehr über das Bewusstseins-Paradigma der Wirklichkeit finden Sie auf seiner Webseite: www.selfrealisation.net

14. Mai 2013 von Christa Jasinski
Kategorien: Geistiges | Schreibe einen Kommentar

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