Die Anastasia-Bücher
Die klingenden Zedern Russlands
Die Geschichte begann 1994 am Ufer des Flusses Ob, in den endlosen Weiten der Sibirischen Taiga. Der bekannte sibirische Unternehmer Wladimir Megre traf dort auf zwei ältere Herren, die ihm von den erstaunlichen Eigenschaften der sibirischen Zedern berichteten (im Westen auch als die Sibirische Kiefer bekannt).
Zunächst maß er ihren Ausführungen keine große Bedeutung bei. Nach einigem Nachdenken jedoch begann sich Wladimir in die historische und wissenschaftliche Literatur zu vertiefen und stieß dort nach und nach auf Belege für das, was er gehört hatte.
Schließlich entschied er sich, eine Expedition mit einer Dampfschiffflotte zu unternehmen. Offiziell diente die Expedition kommerziellen Zwecken, in Wirklichkeit aber stand Wladimirs eigentlicher Wunsch dahinter, die beiden alten Männer wiederzufinden und mehr über die Geheimnisse der Zedern zu erfahren.
Eine Begegnung, die alles veränderte
Wladimir hatte den Kapitän seiner Flotte angewiesen, Kurs zu halten, um sich an derselben Stelle absetzen zu lassen, wo er die zwei Alten im Vorjahr getroffen hatte. Doch an ihrer statt traf er am Flussufer auf eine Frau, die ihn zu erwarten schien und sich als Enkeltochter der beiden alten Männer ausgab.
Sie sagte, sie heiße Anastasia. Wladimir ahnte noch nicht, dass diese Frau mit ihrem tiefgründigen Wissen, ihrer aufrichtige Liebe und ihrer Weltanschauung einen immensen Einfluss auf sein gesamtes Leben haben sollte. Zunächst betrachtete er sie nur als eine junge, attraktive Frau, die jedoch über das moderne Großstadtleben erstaunlich gut informiert zu sein schien. Ihre Bestrebungen, von ihrem Heimatplätzchen in der Natur der sibirischen Steppe, fernab jeder Zivilisation, einen Wandel der modernen Gesellschaft herbeizuführen, empfand er als äußerst naiv.
Später jedoch konfrontierte ihn Anastasia mit bestimmten übernatürlichen Fähigkeiten, die er sich nicht erklären konnte, obwohl er sie mit seinen Sinnen ganz real wahrnahm. Auf unerklärliche Art und Weise offenbarten sie sich ihm als ein verzweifelter Kampf zwischen Tugend und Laster, der sich vor seinen eigenen Augen abspielte. Er sah Szenen aus seiner eigenen jüngeren Vergangenheit – jedoch aus einem völlig neuen Blickwinkel – und war erschüttert. Wladimir wurde in die Lage versetzt, sowohl seine eigenen Verhaltensweisen als auch die anderer Menschen von einem objektiveren Standpunkt zu betrachten. Er begann Anastasias Hoffnungen und Ziele in einem neuen, wertschätzenderen Licht zu sehen und war eher bereit, sie zu unterstützen. So versprach er ihr, ihr den Wunsch zu erfüllen, seine Erfahrungen in einem Buch zusammenzufassen.
Ein neuer Anfang
Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Novosibirsk unternahm Wladimir eine Serie erfolgloser Versuche, seine Freunde für seine neu gewonnene Weltanschauung zu gewinnen. Anschließend ging er nach Moskau und versuchte dort die „Liga für Unternehmer mit besten Absichten“ ins Leben zu rufen – wieder ohne Erfolg. Am Rande eines psychischen Zusammenbruchs erinnerte er sich letztendlich an das Versprechen, das er Anastasia gegeben hatte: ein Buch zu schreiben. Schließlich hatte Anastasia gesagt, das Buch werde vielen Leuten helfen, die Welt in einem neuen Licht zu sehen und ihm die Kraft geben, voran zu schreiten.
Dann geschah etwas Unglaubliches. Ohne besondere Vorkenntnisse begann Wladimir Megre eine Reihe von Büchern zu schreiben, die in sehr kurzer Zeit außerordentlich populär wurden. Sie wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Jeden Tag vergrößerte sich die weltweite Leserschar dieser bemerkenswerten Schriften.
In den Büchern werden – klar und deutlich formuliert – fundierte Konzepte zu Themen wie Kindererziehung und Bedeutung der Kommunikation mit der lebendigen Natur dargelegt. Die enthaltenen Überlegungen reichen von Ernährung und Gesundheit bis hin zu Spiritualität und sexuellen Beziehungen. Durch die beschriebenen praktischen Lebensweisheiten wurden die Bücher zur Grundlage für mehrere soziologische Studien und akademische Abhandlungen.
Mehr über die einzelnen Bücher kann man hier lesen:
http://www.weda-elysia.de/buecher-anastasia
Die Welt – nur einen Gedanken weit entfernt
Wenn wir wählen könnten, dann würden wir den Sonnenuntergang betrachten, oder alten Sagen lauschen, oder Kuchen backen. Wir meinen aber, wir können nicht wählen, und darum machen wir alles andere. Warum eigentlich?
Wir fühlen uns so wichtig, dass wir 45 Stunden in der Woche bei unverzichtbaren Tätigkeiten verbringen. Wir gehen beispielsweise der Forschung, der Entwicklung oder dem Marketing von Produkten nach. Wenn wir erfolgreich sind, verkauft unsere Firma mehr als die andere. In der anderen Firma sitzen aber Leute, die dasselbe tun wie wir… das bedeutet, es wird sich gegenseitig steigern. Und die Konsumenten, sie kaufen immer mehr, aber wozu?
Wenn Sie in einem Amt tätig sind: Wieso gibt es heute mehr Beamte als vor zwanzig Jahren? Müssen heute mehr Gesetze eingehalten, Gebühren eingetrieben, Reglemente befolgt, Kosten geschätzt und berechnet und Steuern veranschlagt werden? Klare Antwort: Ja. Aber wozu? Und welchen Sinn macht es, wenn die Politiker heute genau dasselbe diskutieren wie vor fünfzig Jahren, nämlich ob die Budgetzahlen erhöht oder noch weiter erhöht werden sollen?
Budgetzahlen, die von uns irgendwann beglichen werden sollen, und zwischenzeitlich von Banken abgedeckt werden. Die Banken schieben die Zahlen von links nach rechts und behaupten dann, es sei bezahlt, und wir hätten eine Schuld. Wirklich? Was ist das eigentlich, so eine Schuld? Hat das schon irgendwer gesehen, in Realität? Ist das nicht vielmehr etwas, das die Banken konstruieren? Klar, aber wozu?
Um es noch deutlicher zu machen, betrachten wir eine Gesellschaft von außen: In Südamerika, genauer in Brasilien, wird Urwald durch Brand gerodet, es verbrennen zehntausende Hektar Busch und Wald mit allen darin befindlichen Lebewesen, es werden eine Zeit lang Rinder darauf gemästet, bis das Land verkarstet ist und man zur nächsten Brandrodung weiter zieht. Es wäre so einfach, auf diesen Flächen eine Vielfalt an Früchte tragenden Bäumen fortzupflanzen, Gemüse in Terrassen anzubauen und von diesen ganzjährig zu ernten. Wieso macht man solche Fehler, die für uns von außen nur zu deutlich erkennbar sind?
Der Angestellte könnte zu hause bei seiner Familie bleiben. Der Konsument könnte erkennen, dass Autos, Häuser, Stereoanlagen, TVs, Einrichtungen, Urlaube, Maschinen, Werkzeuge, Schuhe, Kleider, Schmuck, Bettdecken, Haushaltsgeräte größtenteils überflüssig sind. Der Beamte könnte darüber lachen, wie die Bevölkerung mit immer mehr Formularen malträtiert wird, und nicht mehr an diesem Spielchen teilnehmen. Der Politiker könnte einen entsprechenden Entscheid fällen – und die nächsten fünfzig Jahre zu hause bleiben. Der Banker könnte all seinen Kunden deren irreale Schuld vergeben. Aber wieso tun sie es nicht?
Es hat damit zu tun, dass sich alle am Anderen orientieren. Wir sind darauf getrimmt, immer mehr aufzunehmen – und uns immer weniger zu erinnern. Wir wurden darauf getrimmt in der Schule immer nur das zu lernen, was offiziell beschlossen wurde. Dass ein Kind selber weiß, was es lernen soll, und sich vehement dafür interessiert, das haben wir schlicht vergessen! Und den Rest des Lebens nehmen wir auf, was uns die vereinheitlichten TV- und Radiosender erzählen, welche nur ein paar Eliten gehören, und die Magazine und Zeitungen, in welchen nur gedruckt wird, was die Spielregeln besagen.
Aber auch im Internet, für die gegenteilige Klientel, gibt es seltsam perfekt gemachte Youtube-Videos, die dazu aufrufen, einer der vielen Organisationen beizutreten und seine Energie dafür abzugeben – Hauptsache nicht selber denken! Wir haben es so weit vergessen, wie man selber denkt, dass jemand, der nicht das nachplappert, was in den Videos ständig wiederholt wird, mindestens suspekt ist – Betrachten wir doch einmal, wie es funktioniert, das Selber Denken:
Bewusstsein dient der Organisation von Materie. Beispielsweise ist ein Mensch, wenn er stirbt, vorher noch bei Bewusstsein – und nachher nicht mehr. Sein Körper zerfällt in die Bestandteile, die das Bewusstsein zuvor noch zusammengehalten hat. Dieses Bewusstsein ist es, was wahrnimmt, was denkt und lenkt – und bei jedem Menschen verschieden ist.
Dieses Bewusstsein erweitert sich mit jedem Gedanken, den Du annimmst, den Du nicht verwirfst, den Du denkst. Das ist Kreativität, und die Kreativität erweitert Dein Bewusstsein spürbar täglich – wenn Du kreativ bist. Die meisten Menschen sind jedoch eher wenig kreativ, sie tragen nichts zu einer Erweiterung bei. Und das ist es eben, was uns einschränkt, die Orientierung am Mainstream – auf den wir getrimmt wurden und von dem wir mehr und mehr unterhalten, unten gehalten werden. Siehst Du es?
Der Durchschnittsmensch schaut, ob es einen Gedanken schon gibt, und getraut sich erst dann, diesen zu denken. Der Ausnahmemensch denkt jeden Gedanken – und wird von den Wächtern des Durchschnittsgedankens niedergemacht, weil sie Angst haben vor dieser Art der Gedanken, die das kollektive Bewusstsein mit erweitern. Eigentlich wären wir alle Genies… jeder Einzelne von uns, doch wir fürchten uns noch zu sehr vor uns selbst. Darum denken wir nur kollektiv, und verwerfen und verachten alles andere. So ist es…
Dabei wäre es so einfach. Es braucht nur einen Entscheid: Die eigenen Gedanken zu denken. Fortan wird sich das Bewusstsein erweitern, wir werden zu hause bleiben, aus der Fülle schöpfen, in Frieden leben. Nichts ist so, wie es die Öffentlichkeit uns weismacht, weder die Versorgung mit Energie, für Häuser, für Autos, noch das lineare Bankkonto, das eine hirnrissige Idee ist, mit Schulden, die es nicht gibt, oder das Verhältnis der Menschen untereinander, das von Unterdrückern und Unterdrückten dominiert wird, anstatt von freien, gleichgestellten Menschen – so viele Konstruktionen sind dermaßen falsch, dass es einem kreativen Denker die Haare aufstellt!
Die Welt, wie wir sie uns wünschen, ist bloß einen Gedanken weit entfernt…
Mike S. Krischker
http://freiheitsforum.ch/
Protokolle der Menschen über die Engel
Teil 14
Fahren wir nun fort mit der Studie, die wir im GartenWEden begonnen hatten. Ihre Kernfrage lautet: Was sind Engel?
Natürlich erhielt ich einige Zuschriften, die sich dahingehend nicht auslassen wollen, keine Meinung dazu haben oder einfach mitteilen, dass so eine Studie unzeitgemäß wäre. Solche Zuschriften entbehren allerdings jeglicher Aussage und erscheinen mir lediglich als Ausdrücke von Menschen, die mit vielen Worten nichts aussagen wollen, aber das dann vehement!
Oder, wie mein Vater immer sagt: „Ich habe keine Ahnung, aber davon sehr viel“!
Es sind so diese Momente, solche Aussagen inhaltlich zu untersuchen, um feststellen zu können, ob sie nur oberflächlich oder einfach nur sehr geistreich und humorvoll sind. Letztere haben inhaltlich zwar ihren Kern tiefer gelegt – wie manche Zeitgenossen ihre Autos tieferlegen – aber im Gegensatz dazu, verhaken sie sich Spoilermäßig nicht auf den Gehweg zur Weisheit!
So handelt die folgende Geschichte von einer Ehefrau und Mutter von drei Jungs, die alle das Hobby ihres Vaters teilen: Autos tunen.
Günzburg, 11.9.05
Lieber Herr Jasinski,
da ich heute am Sonntag viel Zeit für mich habe und alleine Zuhause bin, möchte ich Ihnen zu Ihrer Umfrage betreffs Engel schreiben.
Meine Definition dazu mag zwar nicht sehr Wissenschaftlich sein, dafür ist sie aber aus der Sicht einer Frau, deren vier männlichen Hausgenossen allesamt ihre Schutzengel gehörig auf die Probe stellen.
Meine vier Männer, das sind mein Mann Walter, und meine Söhne Albert, Fritz und Peter, haben ein gemeinsames Hobby; sie tunen ältere Autos bis in den Exzess und fahren sie auf Ralleys wieder zu Schrott. Das sei eine Kunst, sagen sie einhellig. Für mich war das früher sonntäglicher Horror. Was die einen entspannt, verspannt den anderen!
Kommen sie dann abends total ausgelaugt und voller Adrenalin wieder nach Hause, beginnt das Ritual der Selbstbeweihräucherung und gegenseitiger Kritiken, wobei sie mir vorkommen wie ein Rudel junger Wölfe mit einem Vaterrüden, der vor Stolz nur so strotzt.
Wenn ich mir diese Vier dann so betrachte, frage ich mich ernsthaft, haben die einen Dachschaden oder sind sie einfach nur noch nicht erwachsen; sind sie vom Geiste Gottes verlassen oder hat Dieser alle Hände voll zu tun, sie im Zaum zu halten!?!
Dann kommt mir immer ein Verständnis über die Schutzengelsagen und Legenden und ich sage mir, vielleicht haben mein Vier besonders kräftige beigestellt bekommen.
Im Grunde sind meine Jungs und mein Mann pflegeleichte Menschen, liebevoll und ehrlich geraten. Ich liebe sie innig und musste mich noch nie beklagen über mein Leben als Mutter und Ehefrau. Auch mein Leben als Weib ist das einer emanzipierten und selbstbewussten Frau. Aber mir ist es noch nicht gelungen, das männliche Prinzip meiner vier Männer zu durchschauen. Entweder gibt es dieses Prinzip gar nicht oder die Vier leben tatsächlich, wie sie mir immer lachend versichern, im Lande der Engelschaften. So abgekanzelt wurmt es mich manchmal, dass ich keinen Zugang zu ihrem „Prinzip“ finde und mich eben immer wieder mal „aufführe“ wie eine typische Mimose, wie mir meine Vier ebenfalls versichern!
Als eine Mimose zwischen solchen Wildkräutergewächsen zu bestehen, erfordert eine Menge Tricks und Kniffe, mich deren Ausdünstungen zu erwehren. Und ich habe da einen ganz besonderen Kniff, wenn sie mir mal wieder etwas zu sehr in den Wildwuchs stinken: Ich gehe für einige Tage in ein Kloster und genieße dann die Ruhe und Atmosphäre einer spirituellen Welt. Da hole ich mir wieder neue Kraft und Energien, diese Wildkräuter wieder etwas zurechtstutzen zu können. Ich nenne das dann: Strammstehen des Engelsprinzips. Da ich also keine Männerprinzipale habe, sondern Engelrotznasen, nehme ich mir heraus, sie gelegentlich auf meine Bedürfnisse zurechtzustutzen, was sie als „Rekrutierung des Hausfeldwebels“ bezeichnen.
Dann geht es ein, zwei Wochen wieder gepflegter zu, meine „Männer“ ( es sind ja im Grunde Engel, gelle) funktionieren dann relativ gefügig und bereiten mir auch einige Freuden, wie einen kleinen Ausflug, einen Theaterbesuch oder einen ausgiebigen Sonntagsspaziergang. Letzterer kostet ihnen das Letzte! Spätestens am nahenden dritten Sonntag schlägt der Wildwuchs wieder durch, ihre Schutzengel kriechen aus ihrem Ruheschlaf und Gott wird wieder hellhörig.
Seit ich das so sehe und für mich in meine eigene Geschichte gefasst habe, kann ich mit meinen vier Welpen (mein Mann ist der Alphawelpe!) hervorragend umgehen. Und ich hoffe, deren Schutzengel behalten weiterhin ihre Fassung und erblühen trotzdem in Gottes weisem Ratschluss!
Vielleicht gefällt Ihnen ja meine Geschichte so, wie sie mir gefällt und wie sie mir täglich Kraft, Licht und Freude bereitet, das Leben unter Gottes Sonne humorvoll zu genießen.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihre
Dagmar Schirmer, Günzburg
Eine ausgesprochen schöne und humorvolle Geschichte einer äusserst klugen und liebevollen Mutter und Ehefrau. Hier zeigt sich auf, worin sich die Stärke des weiblichen Prinzips zeichnet und wie man Engel noch definieren kann, ohne sie zu übersehen.
Im Anschluss kommt nun unser Thannhauser Katholischer Stadpfarrer zu Worte, dessen Schreiben wohl auf Umwege zu mir kam, da ich im Sommer umgezogen bin und er nicht wusste, wohin.
Ich nehme seine Engelserklärung herzlichst gerne auf, weil seine Sicht mit meiner persönlichen nahezu identisch ist – was nicht bedeutet, dass sie deshalb nun „wahrer“ oder „treffender“ sei. Es freut einen nur immer wieder, auf einen ähnlich „gestrickten Denker“ zu stoßen – – ist eben „selbstlobendes Schmeicheln“…!
Sehr geehrter Herr Jasinski,
leider habe ich vor dem Urlaub Ihr Schreiben, worin Sie mich um eine kirchlich-theologische Definition wie auch um meine persönliche Sichtweise der Engel gebeten haben, nicht beantworten können; zum einen wegen wochenlangem Termindruck, der mir in den weniger freien Augenblicken auch nicht die nötige entspannte Freiheit zum Denken ließ, zum anderen auch – ich muss es zugeben – weil ich eine Zeit lang die Beantwortung vergaß, obwohl mir die Beantwortung Ihres Schreibens ein Herzensanliegen ist.
Deswegen habe ich Ihr Schreiben und mein Laptop mit hierher in den Urlaub nach Eichstätt genommen und will es – weil ich hier die nötige Muße und geistige Entspannung habe – so gut als mir möglich beantworten.
Übrigens finde ich Ihre Anfrage in keiner Weise zu „forsch“ und zu „intim“, sondern ich will als Pfarrer einer nicht gerade kleinen Kirchengemeinde sehr wohl bereit sein, wie es der Apostel Petrus ausdrückt, „stets jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die mich erfüllt…!“ (1 Petr 3,15). Ich weiß nicht, welches Bild „man“ von mir in Thannhausen und/oder Umgebung hat, aber ich hoffe, dass meine freimütige und ehrliche Antwort auf Ihre Anfrage manche „engen“ Sichtweisen über mich etwas zurechtrücken kann.
Meine Antwort wird Sie zwar nicht, wie gewünscht zum 15.08. erreichen, aber ich hoffe, noch rechtzeitig genug, dass sie es noch in Ihre Engelstudien einfließen lassen können.
So grüsse ich Sie herzlich aus dem sonnigen Eichstätt, und freue mich auf ein Treffen irgendwann in Thannhausen
Ihr
Herrmann Drischberger,
Pfr. In Thannhausen
Anlage: Die kath.-theologische Definition und meine persönliche Sicht der Engel.
Kath. Definition
Die nachstehende Definition gebe ich ganz aus meinem Gedächtnis heraus ohne momentane Nachschlagemöglichkeit in einem Katechismus oder sonstigen systematisch-theologischen Werken. Ich erhebe daher auf keinen Fall Anspruch auf ihre absolute theologische Vollständigkeit und Stimmigkeit.
Die Bibel ist Gottes geoffenbartes Wort an uns.
In ihr will er uns sich selber und seine große Liebe zu uns mitteilen, und uns den Weg zu einem erfüllten Leben und zu einem nie mehr endenden glücklichen Sein mit ihm aufzeigen.
Vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel ist von Engeln Gottes die Rede.
Sie sind nach der biblischen Offenbarung
- die erstgeschaffenen Geschöpfe Gottes (also nicht Gott selber!).
- Sie sind Geistwesen, die nicht einen materiellen Körper besitzen wie wir (vergl. Hebr. 1,14). Daher sind sie auch nicht in die naturwissenschaftlichen Kategorien von Raum und Zeit einzugrenzen. Von daher wird auch klar, weshalb in der heiligen Schrift immer wieder von einem geheimnisvollen Auftauchen der Engel, einem genauso geheimnisvollen Verschwinden, und von deren Auftauchen an zwei Orten gleichzeitig (Bilocation) oder ganz kurz hintereinander die Rede ist. Diese Eigenschaften der Engel wollten die Künstler vieler Epochen ausdrücken, indem sie sie mit Flügeln darstellten.
- Nicht verschweigen möchte ich in diesem Zusammenhang, dass es in jüngster Zeit verschiedene Bibelwissenschaftler gibt, die das Erwähnen der Engel Gottes in der Heiligen Schrift als bildhaftes Symbol für Gottes selbständiges und eigenständiges Wirken in der Welt betrachten, das die verschiedenen Quellen und Autoren der Hl. Schrift gebrauchen, um Gottes direktes Wirken in der Geschichte zu umschreiben. Auf gut deutsch: Sie behaupten: Es gibt keine Engel, sondern sie sind nur Umschreibungen für Gottes direktes Eingreifen in die Geschichte und das Schicksal des Menschen. Diese Sichtweise entspricht aber nicht der offiziellen Lehre der katholischen Kirche (und auch ich selber teile sie nicht)!
- Die Engel sind von Gott mit großer Wirkkraft ausgestattet, die es ihnen gestattet, dann und wann, wenn es Gottes Wille ist, die naturwissenschaftlich fassbaren Gesetzmäßigkeiten der Universums zu durchbrechen. Daher haben sie nichts gemein mit den putzigen Putti, die die Barockkunst erfunden hat. Diese Darstellungen banalisieren und verniedlichen – auch wenn sie unsderem Auge und Empfinden gefallen – den Stellenwert und die Macht dieser mächtigen Geistwesen.
- Die Engel haben nach Aussage der Hl. Schrift von Gott verschiedene Aufgaben und Dienste übertragen bekommen.
- Ihre vornehmste Aufgabe ist das Lob Gottes (vgl. die biblischen Aussagen in Jes 6; Lk 2, 13 f., Mt 18,10; Joh 1,51)
- Sie sind ferner Boten, die Gott selber zu uns Menschen sendet, um uns ein für uns bedeutungsvolle Botschaft zu übermitteln. Daher kommt unser deutsches Wort Engel, das abgeleitet ist vom latainischen Wort „angelus“ – es bedeutet ursprünglich „Bote“. Deutlich wird diese Funktion der Engel in den Evangelienberichten über die Sendung des Erzengels Gabriel zu Zacharias (Lk 1,11 ff.) und zu Maria (Lk 1,26 ff.) mit jeweils einer wichtigen Botschaft, sowie in den Engelsbotschaften an Josef (Mt 1,20 und Mt 2,19).
- Sie sind nach verschiedenen biblischen Berichten helfende Begleiter des Menschen (vgl. Raphael <hebr. „Gott heilt“> und Tobias im Buch Tobit, sowie Ex 23,20 ff.; Mt 18,10; Apg 5,19). Aus diesen Berichten entwickelte sich die kirchliche Lehre, dass Gott jedem einzelnen Menschen einen „Schutzengel“, also einen eigenen Engel als schützenden und helfenden Begleiter auf dem gesamten Lebensweg zugeordnet hat. Seit dem 17. Jahrhundert feiert die katholische Kirche ein eigenes Schutzengelfest am 2. Oktober.
- Die Bibel berichtet an verschiedenen Stellen darüber, dass der uralte Kampf zwischen Gut und Böse sich nicht nur hier auf der Erde abspielt, sondern seine Entsprechung auch im nicht von Materie, Raum und Zeit definierbaren und fassbaren Jenseits hat (Dan 7; Dan 12; Offb 12). In diesem Zusammenhang wird immer wieder der Erzengel Michael < hebr. „Wer ist wie Gott?“> als Kämpfer für Gottes Sache erwähnt. Diese Berichte wollen sagen, dass es in unserer Welt das Böse nicht nur als unpersönliche Macht gibt; auch d e r Böse, der „die ganze Welt verführen will“, ist eine unheimliche Wirklichkeit. Die Engel stehen dem Menschen in diesem Kampf als mächtige Helfer zur Seite. Gewonnen wird dieser Kampf letztlich durch das Blut des Lammes (Offb 12 ff.), mit anderen Worten, durch das Kreuzesopfer Jesu Christi und seinen österlichen Sieg.
- Insbesondere im letzten Buch der Bibel, der „Offenbarung des Johannes“ wird beschrieben, dass die Engel von Gott auch bestimmte Aufgaben im Hinblick auf die Vollendung seines Schöpfungs- und Erlösungswerkes übertragen bekommen haben.
Letztlich legen die Heilige Schrift und die katholische Glaubenslehre und nahe, dass wir die Engel, ihr Wirken und ihre Begleitung ernst nehmen sollten. In ihnen ist dem Menschen gleichsam Gott selber nahe, aber ohne dass er die erschreckende Gegenwart des Allmächtigen verspüren muss, die das Denken des alttestamentlichen Menschen vielfach geprägt hat. Daher schulden wir den Engeln Ehrfurcht und Vertrauen.
Meine persönliche Sichtweise der Engel
Mir persönlich wurde von Kindesbeinen an ein tiefer Glaube an die Engel und ihr Wirken in meinem Inneren grundgelegt. Ich glaube bis heute ganz fest daran, dass es Engel als mächtige Geistwesen gibt, die mit der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethoden nicht zu fassen sind, genauso wie die Existenz Gottes letztlich naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden kann. Es steht für mich außer Frage, dass es Gott gibt. Gott drängt uns den Glauben an sich nicht auf; er stülpt sich uns nicht über, so dass wir gar nicht mehr anders können, als ihn in unserem Leben wahrzuhaben. Er will, dass wir uns frei für ihn und für seinen Weg zum Leben entscheiden. Aber er macht für uns diese Entscheidung nicht unmöglich. Er gibt uns immer wieder Hinweise, dass es „IHN“ gibt. Wir müssen sie nur wahrnehmen wollen. Allein die Frage, ob all die X-Faktoren, von denen die Existenz von Leben auf unserer Erde abhängen (vom richtigen Stand zur Sonne, über die richtige Umlaufbahn, über die Schrägstellung der Erdachse zur Entstehung der Jahreszeiten, über die passende Zusammensetzung der Atmosphäre, die auch die normalerweise tödlichen Strahlungsformen aus dem Weltall abschirmt, bis hin zum Vorhandensein des wunderbaren Lebensbausteines Wasser), ob also all diese Faktoren auf lauter blinden Zufällen beruhen, oder ob all das durch ein unendlich mächtiges und gutes Wesen geschaffen worden ist, legt für mich absolut nahe, dass es Gott gibt.
Oder das Phänomen Liebe, das durch keine naturwissenschaftliche Erkenntnismethode bislang fassbar ist, ist für mich ebenfalls ein lebendiger Gottesbeweis.
Genauso, wie ich also daran glaube, dass es Gott gibt, der die materielle und naturwissenschaftlich wahrnehmbare Welt mit all ihren Wundern geschaffen hat, genauso glaube ich daran, dass er außer dieser sicht- und greifbaren Welt auch unsichtbare materielose Wesen erschaffen konnte und uns diese an die Seite gestellt hat – eben die Engel.
Ich glaube, dass Gott mir vom ersten Augenblick meines Daseins an einen mächtigen Engel zur Seite gestellt hat, keinen Putto. Und der geht mit mir durch’s Leben bis hin vor Gottes Gericht, begleitend, helfend, warnend, schützend, ohne sich mir aufzudrängen. Ich habe seine Wirkmacht und Hilfe schon mehrfach in meinem Leben mehr als deutlich erfahren, bis hin zu jenem Apriltag im Jahr 2004, als ich auf der Autobahn A7 zwischen Illertissen und Altenstadt zunächst in ein wahnsinniges Schneegestöber und dann in eine Massenkarambolage geriet, bei der auf beiden Fahrbahnen an die hundert Fahrzeuge sich verkeilten und wo weder mein Auto noch ich eine Schramme abbekamen.
Für mich sind Engel genauso lebendige Realität wie die Bäume und Blumen im Thannhauser Pfarrgarten, und mein Schutzengel ist mir ein mächtiger und unbestechlicher, treuer Begleiter auf meinem Weg zu Gott. Ich grüße ihn immer wieder, versuche, seine Nähe zu spüren, rufe seine Hilfe an und bitte ihn, mir zu zeigen, was Gott von mir will. Und – ich bitte ihn bei wichtigen Begegnungen immer wieder, dass er mit dem Schutzengel des Menschen den ich treffen werde, Kontakt aufnehmen soll, um die Dinge zum Guten hin zu lenken.
Nicht zuletzt glaube ich aber auch, dass Gott, wie Karl Rahner sagt, jedem von uns ein Schutzengelamt anvertraut hat an denen, die uns im Leben zur Seite gestellt sind.
Helfen sollen wir den anderen, nicht nur dieses Leben zu bestehen, sondern den Weg zum ewigen Glück bei Gott zu finden. Wenn wir so all diesen Menschen unaufdringlich als Schutzengel dienen, dann ist alles was wir tun, Gottesdienst.
Herrmann Drischberger
Pfr. in Thannhausen
So hat auch diese Engeldefinition deutlichen Heilscharakter und bewegt einen, über alles nachzudenken; sein Leben einmal wieder zu überdenken, ob denn alles, was man tut, auch wirklich im Sinne der Mitmenschlichkeit geschieht.
In den letzten Monaten erfuhr ich sehr viele „Dinge“ die mich dazu brachten, über mein eigenes Leben zu reflektieren und es neu auszuleuchten. Dabei stellten sich einige hinterste Winkel ein, die im Dunklen vor sich hinschimmeln. Diesen Gilb abzuschaben ist nicht leicht, aber im Glauben an ein göttliches Wesen, das selbst darin wohnt ohne zu murren, erleichtert einem vieles und man greift verschämt zum Putzlappen!
Alfons Jasinski