Das Familiengut und die Suche nach einem Wort

Blaukraut bleibt Blaukraut oder Familiengut bleibt Landsitz

Namen sind etwas wichtiges. Ein Mensch lebt sein ganzes Leben unter dem Zeichen seines Namens, trägt ihn mit Stolz oder eben nicht. Genauso ist es mit einem Ort. Nur dass dieser seinen Namen über Jahrhunderte lang tragen soll und sich mehr als nur ein Mensch damit identifizieren und wohlfühlen möchten. Wollen wir es uns und unseren Kindern dann wirklich antun, dass sie in einer immerwährenden Familiengutgemeinde oder gar auf unserem stetig währenden Sippenlandgutshof leben müssen? Ich brech mir ja schon beim Lesen die Zunge! Wie soll man solche langen und nicht gerade wohlklingenden Namen mit Stolz erklingen lassen?

Ihr lieben Denker, ihr habt die Bedeutung des russischen Wortes profunde ergründet und den noblen Wunsch, dass auch unsere Bezeichnung für unser Zuhause bedeutungsgeladen und stimmig ist. Aber vergesst bitte nicht, dass es sich um alltägliche Worte handelt, die sehr oft genutzt werden. In einem Gespräch habe ich einfach nicht die Muße, von unserem stetig währenden Sippenlandgutshof zu sprechen, da werde ich die kürzeste und verständlichste Form wählen und von unserem Landsitz oder auch Familiengut reden. Und wenn ich auf unser ganzes Dorf Bezug nehme, dann nenne ich es auch so. Nur, wenn ich mir ganz viel Mühe gebe, verbieg ich mir auch mal die Zunge zu Familiengutgemeinde oder auch Familienlandsitzsiedlung.

Vielleicht findet mal ein Poet ein Wort, welches kurz und bedeutungsgeladen zugleich ist. Das wäre großartig! Aber bis dahin nehme ich Vorlieb mit weniger Worten, auch wenn das weniger Inhalt zur Folge hat.

Thea Baum

Reaktion auf den Leserbrief zum Thema „Familiengut“ und die daran anschließende Diskussion und den Wortfindungsprozess.

11. Januar 2016 von Christa Jasinski
Kategorien: Leserbriefe, Nachdenkliches, Rund um den Familienlandsitz, Sprache | 3 Kommentare

Leserbrief zum Thema „Familiengut“

Zum GartenWEden Oktober / November 2015 : Wir erschaffen unser immerwährendes Familiengut

Rodovoje Pomestje (lautmalerisch)

Rod = Gott, Heimat, Familienbegriff

Voje = ewige Familien; wobei Familie alle Vorfahren bis zurück zu Adam und Eva sowie alle Nachfahren bis in die Ewigkeit umfasst. Für diesen Familienbegriff gibt es im Deutschen kein Wort, das uns eingefallen wäre. Sowohl „Stamm“ als auch „Ahnen“ werden der Bedeutungsfülle des Wortes nicht gerecht.

Po = folgen, folgend, im Sinne von Nachfolgen, Nachfolger

mestje = Platz, Ort

Pomestje = die (auf) dem Platz folgen, Nachfolger des Platzes/Ortes

Immerwährendes Familiengut

Dieser Ausdruck fühlt sich für mich schon recht gut an. Der Begriff Familie war für mich ebenfalls unstimmig, als ich die Wortherkunft betrachtete, wie Christa es schon geschrieben hat.

Zusammengetragene Begriffserklärungen aus dem Herkunftswörterbuch und aus dem Synonym-Duden:

Familie

Gemeinschaft der Eheleute und Kinder (auch der Verwandtschaft) hat als ursprünglichstes Sozialgebilde vor dem Staat unantastbare Rechte. Sie ist eine biologische, wirtschaftliche und geistige Gemeinschaft, im Christentum religiös begründet bes. durch die sakramentale Weihe ihres Kerns, der Ehe. Die Bedrohung der Familie bedroht den Bestand der Gesellschaft (Quelle HerdersVolkslexikon).

„Gemeinschaft der Eltern oder eines Elternteils und mindestens eines Kindes“, gelegentlich auch im weiteren Sinne von „Gruppe der Blutsverwandten; Sippe“ gebraucht meist in Zusammensetzungen wie „Familienname, Familienrat, Familientag u. a.. Zu lat. famulus „Diener“ stellt sich die Kollektivbildung lat. famila „Gesamtheit der Dienerschaft; Gesinde“. Der Begriff wurde in der patriachalischen Ordnung weiter gefasst. In ihr war familia die gesamte Hausgenossenschaft von Freien und Sklaven, die dem pater familias anvertraut war. – Bis zur Entlehnung von lat. familia im 16. Jh. wurde der Begriff Familie durch die Formel „Weib und Kinde“ (aus der Sicht des Mannes) oder durch die Wörter „Haus“ oder (älter) hinwische abgedeckt.

Haus

Das gemeingerm. Wort mhd., ahd. hüs, got. in gudhüs (Gotteshaus) gehört zu der weit verästelten Wortgruppe idg. Wurzel (s)keu- „bedecken, umhüllen“. Das Wort „Haus“ das heute im Allgemeinen ein Gebäude bezeichnet, das Menschen zum Wohnen dient, hat in Zusammensetzungen umfassenderen Sinn z. B. „Warenhaus“. Alt ist auch die Verwendung von „Haus“ im Sinne von „ Hauswesen“ und von „Familie“. Abl. hausen mdh. hüsen, adh. hüsön „wohnen, sich aufhalten, beherbergen: wirtschaften“

Heim(at)

Das gemeingerm. Wort mhd. ahd. heim engl. home „Haus, Wohnung, Aufenthaltsort, Heimat“ mit dem in anderen idg. Sprachen „Dorf“ und die baltoslaw. Sippe von russ. Semja „Familie“ verwandt sind, ist eine Substantivbildung zu der idg. Wurzel kei liegen und bedeutet demnach ursprünglich „Ort, wo man sich niederlässt, Lager.“ Zu dieser Wurzel kei gehören auch die Wortgruppen von Heirat (ursprünglich zur Hausgemeinschaft gehörig, vertraut).

Hof

Die Vorgeschichte des altgerm. Wortes mhd. ahd. hof ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich gehört es zu der unter hoch dargestellten idg. Wurzel keu „biegen“ entweder im Sinne von „Erhebung, Anhöhe“, da sich in alter Zeit der Hof vielfach auf einer Anhöhe befand (beachte norw. Hov „Anhöhe“ heidnischer Tempel“ und die Sippe vom Hügel) oder aber im Sinne von „eingehegter Raum“. Im letzteren Falle wäre von einem Bedeutungswandel von „biegen“ zu „winden, flechten: Geflecht, Zaun“ auszugehen. – In altgerm. Zeit bezeichnete das Wort wahrscheinlich zunächst den eingehegten Raum, der ein oder mehrere Gebäude umgibt, dann auch den von einem Gebäude oder von Gebäudeteilen umschlossenen Raum. Dann ging das Wort auch auf das von einem Hof eingeschlossene Gebäude bzw. den Gebäudekomplex über und entwickelte die Bedeutungen „Haus, Wohnung, Gehöft, Anwesen, Besitztum, Gut im Aengl. und Anord. auch die Bedeutung Tempel. Die weitere Bedeutungsgeschichte des Wortes im Dt. steht zum Teil unter dem Einfluss von afrz. Court, frz cour, beachte „Hof“ im Sinn von „Herrenwohnsitz, Fürstenwohnsitz, Palast, Schloss, der Fürst und die ihn umgebenden Edlen“ und die Ableitungen „hofieren, höfisch, höflich, Höfling“ und „hübsch“. Die Bedeutung „Dunstkreis um Mond oder Sonne“ ist für „Hof“ seit dem 15. Jh. bezeugt. Eine Kollektivbildung zu „Hof“ ist Gehöft.

Land

Das gemeingerm. Wort mhd. ahd. lant got. Land, engl. land schwed. land steht im Ablauf zu der nord. Sippe von schwed. linda „Brache, Saat“ und vermutlich auch von schwed. Lund „Hain Wäldchen“. Diese germ. Wortgruppe geht mit verwandten Wörtern im Kelt, und Baltoslaw. auf „lendh“ (freies) Land, Feld, Heide zurück vgl. z. B. air. Land „freier Platz“ und russ. Ljada „ Rodeland niedriger Boden“.

Platz

„freie unbebaute (Straßen-)fläche, Ort, Stelle, Stellung, Position; verfügbarer Raum

Sippe

Bezeichnet in erster Linie das Verhältnis der Blutsverwandtschaft und die darauf aufgebauten väterrechtlichen Gruppen, die in germanischer Zeit von großer politischer Bedeutung waren. Es entspricht got. Sibja „Verwandtschaftsverhältnis“.

Das gemeingerm. Wort bedeutete ursprünglich „eigene Art“ und beruht auf einer Bildung zu der idg. Wurzel „se– „abseits, getrennt, (für sich sein)“. Heute ist es in den meisten germanischen Sprachen untergegangen. Im Nhd. wurde „Sippe“ erst seit Anfang des 19. Jh. wieder belebt. Es bezeichnet heute die Gruppe der entfernten Verwandten im Gegensatz zur engeren „Familie“.

Herdes Volkslexikon: Gesamtheit der germanischen Blutsverwandtschaft

Sippe – Synonym = Clan, Stamm

Clan bezeichnete ursprünglich einen schottischen Lehns- und Stammesverband und ist in dieser Bedeutung im Dt. im 18. Jh. durch die Übersetzungsliteratur und Beschreibungen von Schottland bekannt geworden.

Stamm – Synonym = a) Volksgruppe, Volksstamm oder b) Geschlecht; (Völkerk.): Sippe

Für mich passt auch der Begriff „Stamm“, denn man spricht auch vom Stammhalter „erstgeborener männlicher Nachkomme”, vom Ahnenbuch bzw. Stammbuch, welches die Vorfahren bis in die heutige Zeit erfasst und Raum lässt für dass Fortschreiben aller Nachkommen. (war im 16. Jh. „Geschlechterregister“ dann „Gedenkbuch, in das sich Verwandte eintragen.)

Meine Gedanken dazu:

Interessant ist, dass das Wort Weib im Herkunftswörterbuch Duden auch mit den Worten umhüllen, umwinden beschrieben wird, wie die Begriffe Hof und Haus. Weib, Hof und Haus scheinen im germanischen zusammengehört zu haben. Denn diese Begriffe beinhalten, was man mit einem angenehmen Zuhause verbindet, Wärme, Gemütlichkeit, Liebe, Geborgenheit, willkommen sein, versorgt sein, Nestwärme, Kraftort, Heimat, Zusammenhalt usw. Das Weib mit Kind(ern), der Hof und das Haus bilden zusammen den „russischen Begriff Familie“.

Es ist schon erstaunlich, dass wichtige, bedeutungsvolle Worte, wie der Begriff „Sippe“ aus unserem Sprachgebrauch mehr und mehr verschwanden, dann erneut eingeführt wurden mit einer negativen Besetzung und die ursprüngliche Bedeutung der Sippe durch das Wort „Familie“ ausgetauscht wurde. Die Geschichte des Wortes Sippe spiegelt auch die geschichtliche Entwicklung unserer heutigen Familie wider. Aus den ursprünglichen starken freilebenden, eigenständigen Sippen wurden die heutigen fremdbestimmten versklavten Familien.

Deshalb kann ich mir folgende Wortzusammenstellungen im ursprünglichen germanischen Sinne der Wörter vorstellen: Sippenhauslandgut, Sippenlandhausgut, Sippenlandgutshof. Diese spiegeln auch die geistige Haltung unserer Ahnen zum Land, zum Menschen, zur Natur, zu Gott wider, was auch in der Buchreihe Anastasía immer wieder beschrieben ist.

Meine Definition ist:

Für und mit meiner Sippe erschaffe ich unseren stetigen Sippenlandgutshof  (da sich aus dem Wort Hof u.a. die Wörter Haus und Gut als auch Tempel entwickelten). Einen Platz für die eigene Sippe auf dem (freien) Lande, um dort unseren Stamm zu gründen, unser Heim (Haus) und das Land aufzubauen mit Weib und Kind, entsprechend der Landsitzidee aus der Anastasía-Buchreihe sowie ein Ahnen- bzw. Stammbuch anzulegen, Ahnen-(Stamm-)baum anzupflanzen und mit anderen „Stämmen“ (Sippenlandgutshöfen) eine Gemeinschaft, Siedlung zu bilden.

Viele Stämme / Sippen werden zu Dörfern, Dorfgemeinschaften, Siedlungen und viele davon ergeben einen Volksstamm, ein Volk.

stetiger Sippenlandgutshof, beinhaltet im Sippen(haus)hof Vater, Mutter, Kinder und Großeltern der Kinder als auch den Raum, in dem sich diese aufhalten, wohnen, ihr Lebensmittelpunkt ist. Ihr Haus/Hof erbaut die Sippe, auf dem Land, auf dem sie sich niederlässt. Hier beim (Haus/Hof) Heim ist die Heimat der Sippe. Im Haus/Hof werden Fremde und Freude bewirtet, beherbergt, versorgt, umsorgt. Dies ist ein Raum der Liebe, den das Weib mit ihrem Mann hütet und liebevoll gestaltet, in dem sie mit ihren Kindern und den Großeltern zusammen leben, erleben, erschaffen, was sie brauchen. Landgut/-hof beschreibt den Boden, das Land , das zur Heimat der Sippe wird. Es ist das Land, für das diese Sippe die Verantwortung übernimmt, um das sie sich kümmert, das sie schützt, hegt, pflegt auf dem sie sich alle wohl und gut fühlen. Mit ihrer Liebe zu dem Land erschaffen sie ein Feld der Harmonie und des Gleichgewichtes. Dadurch fühlen sie sich mehr und mehr mit dieser Erde, dem Boden, Land verbunden, ein Raum der Liebe entstehtHof/Gut ist die Verbundenheit mit Gott, als auch ein Tempel oder Gotteshaus, drückt das Gute, die Güte, Dankbarkeit, die geistige, kosmische Einheit, Eins-Sein mit allem, was ist aus. Stetiger weist auf das Ewige hin.

Das Land versinnbildlicht die körperliche Ebene, die Sippe die sichtbare, gelebte Gefühlsebene, das Gut die geistige, kosmische Ebene, das Haus/der Hof umschließt alle Ebenen, verbindet Körper, Gefühle, Geist und Seele miteinander.

Astrid aus Birkenfeld

11. Januar 2016 von Christa Jasinski
Kategorien: Leserbriefe, Nachdenkliches, Rund um den Familienlandsitz, Sprache | Schreibe einen Kommentar

Familiengut?

Leserbrief zu „Wir erschaffen unser immerwährendes Familiengut“ aus der Oktober-Ausgabe 2015

Für mich ist der Begriff „Familienlandsitze“ auch nicht stimmig und ich denke, dass Ahnensitz tatsächlich die viel bessere Bezeichnung dafür wäre. Wenn ich dann höre, dass das Wort „Ahnen“ bei einigen Menschen negative Assoziationen hervorrufen kann, dann merke ich, wie bei mir irgendetwas aus dem Bauch heraus hochkommt. Was ist an dem Wort Ahnen falsch? Dass es Menschen benutzt haben, die heute als der Ausbund des Bösen dargestellt werden? Dann dürften wir nicht einmal mehr das Wort „Liebe“ benutzen, denn wie viele Menschen haben dieses Wort schon für dunkle Zwecke missbraucht? Im Grunde hat es auf das Wort keinen Einfluss, weil das Wort entsprechend schwingt.

„Wir ahnen etwas!“ Das sagt alles aus: Es bedeutet einerseits, dass wir an das Wissen unserer Ahnen herankommen und andererseits, dass etwas eintreten kann, von dem wir noch nichts wissen – das aber unsere künftigen Ahnen wahrnehmen werden! Ein besseres Wort dafür gibt es einfach nicht und es gilt natürlich auch für künftige Ahnen!

Uns werden viele Worte bewusst verdreht, wir benutzen sie falsch, weil es uns über viele Jahrhunderte so eingeimpft wurde und je mehr unsere Sprache verhunzt wurde, um so schwächer wurden wir. Fragt Euch mal, warum das Wort „Ahnen“ uns so ausgetrieben werden sollte?

Nun komme ich zu der Bezeichnung „Familie“. Dieses Wort wurde in dem Bericht für gut befunden. Aber was bedeutet „Familie“? Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt: Gesinde.

Wikipedia sagt dazu:

Der lateinische Begriff familia (die Hausgemeinschaft), abgeleitet von lat. famulus (der Haussklave), bezeichnete ursprünglich nicht die heutige Familie (Eltern und deren Kinder), sondern den Besitz eines Mannes (des pater familias), den gesamten Hausstand: seine Ehefrau, Kinder, Sklaven und Freigelassene sowie das Vieh. Familia und Pater waren keine Verwandtschafts-, sondern Herrschaftsbezeichnungen. Der biologische Erzeuger (Vater) hieß genitor, nicht Pater. Erst ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Begriff Familie, aus dem Französischen kommend, allmählich in die deutsche Alltagssprache übernommen. Anfangs war er noch gleichbedeutend mit dem älteren Begriff Haus und bezeichnete erst später die engere Einheit der sogenannten Kernfamilie.

Wir sehen, Familie hat mit dem, was wir meinen, überhaupt nichts zu tun. Die wirkliche Bezeichnung dessen, was wir meinen, ist tatsächlich „Sippe“! Die Sippe geht eben nicht über die Familie hinaus – das Gegenteil ist der Fall!

Wir sollten uns mit den alten Bezeichnungen wieder anfreunden – auch wenn es manche Menschen vielleicht nicht begreifen. Stattdessen jedoch Worte zu benutzen, die ursprünglich etwas völlig anderes bedeuteten, bringt uns eher von dem weg, was wir erreichen möchten.

Christa Jasinski 

11. Januar 2016 von Christa Jasinski
Kategorien: Allgemein, Leserbriefe, Nachdenkliches, Rund um den Familienlandsitz, Sprache | Schreibe einen Kommentar

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