Charakterisierungen und Deutungen ursprachlicher Zusammenhänge – Teil 3
Eine Berg- und Talfahrt – oder ist alles im Lot?
Analog zu dem aufgezeigten Beispiel der Bedeutungsgegenüberstellung zwischen AH und HA, möchte ich kurz weitere gleichgeartete Kehrmotive beleuchten. Es ist wohl angebracht, hier erneut darauf hinzuweisen, dass ich solche Muster nur anhand unserer deutschen Sprache aufzeigen kann. Die Begriffe der deutschen Sprache, die ich verwende, sind oft sehr alt, wenngleich sie sich, in frühere Zeiten zurückgehend, beispielshalber in das Germanische, lautlich leicht anders zeigten. Meist waren die Worte ursprünglich mehr vokalisiert, als es heute der Fall ist. Der Grundstamm der Konsonanten bleibt jedoch in der Regel, auch über Jahrtausende hinweg, derselbe. Was jedoch in Sprachen sich regelmäßig offenbart, ist der sogenannte Lautwandel. Auf die Standpunkte der modernen Sprachwissenschaft sei hier nur kurz eingegangen. Jacob Grimm entdeckte seinerzeit, dass sich Laute, von einer Sprache in eine andere hinweg wandeln. Hier hat der weitsichtige Grimm eine Gesetzmäßigkeit entdeckt, die der Sprachwissenschaft Segen und Fluch zugleich ist. Denn tatsächlich ist überall zu finden, dass sich ein weiches G in einer anderen Sprache in ein hartes K wandelt, ein D in ein T oder TH, ein C in ein H, ein G oder ein Q, oder auch ein H in ein G oder K. So können sich also ganze Konsonantenstämme in Worten von einer zur anderen Sprache ändern. Beispielsweise B-G-D in P-K-T.
Wären wir in der Lage, im Einzelnen zu erfassen, nach welchen Prinzipien die Schöpfer der Alphabete Wahl und Ordnung der Lautzeichen vornahmen, könnten wir damit tiefe Einsicht in die Vorgänge der Lautmetamorphose der Sprache gewinnen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die ersten fünf Buchstaben des hebräischen Alphabets gleichsam einen Mikrokosmos der Laute darstellen. Die drei eben schon genannten Grundkonsonanten B-G-D sind gleichsam die Vertreter der drei wichtigsten Artikulationssphären, also der Lippen,- Kehl- und Zahnlaute. Diese drei Grundkonsonanten sind gleichsam umrahmt von A und H, den beiden Grundlauten, den Hauchlauten, dem Spiritus lenis (leichter Hauch) und Spiritus asper (rauer Hauch), der alten Griechen. Im Grunde genommen lassen sich durch den Lautwandel alle übrigen Laute von den eben genannten ableiten. Jacob Grimm betrachtete nun diese Lautwandlungen innerhalb der indo-europäischen Idiome und kam, ausgehend von der hypothetischen, indogermanischen Ursprache zu dem Schluss, dass sich alle Verschlusslaute (B, G, D, P, K, T, F, H, TH) im Laufe der angenommenen Lautverschiebungen gewandelt hätten. Zweifelsohne zeigen sich innerhalb der germanischen Sprachen bestimmte dahingehende Tendenzen, dass Laute sich, gegenüber verwandten Worten der anderen Vetternsprachen, verändert haben. Doch kann hier nicht von einer absoluten, unüberwindbaren Gesetzmäßigkeit gesprochen werden. Die moderne Sprachforschung hält jedoch noch heute an Grimms Gesetzmäßigkeit fest, ohne dabei zu verstehen, dass dieses Beharren einer wahren Forschung, einem Fortschritt der wissenschaftlichen Untersuchungen im Wege steht, da das Gesetz nicht in seiner tatsächlichen Wirksamkeit erfasst worden ist. Ein Beispiel wird dazu hier im Folgenden angeführt, von einer weiteren, ausführlichen Erklärung dieses Sachverhaltes, sei hier allerdings Abstand genommen. In einer künftigen Abhandlung soll dazu ausführlicher Stellung genommen werden.
Ausgehend von logischer und sachlicher Erkenntnisfähigkeit, stellen wir uns das deutsche Wort haben vor den Geist. Ausgehend von der Richtigkeit der Behauptung, dass dieses Wort aus dem Lateinischen ins das Deutsche gekommen sei – was ernsthaft zu bezweifeln ist – stellen wir fest, dass es tatsächlich in der lateinischen Sprache ebenfalls ein Wort für haben gibt. Es ist das Wörtchen habere. Jedem Menschen wird hier unmittelbar aufgehen, dass beide Worte gleichen Ursprunges sein müssen. Doch nicht so dem Sprachforscher. Der Sprachforscher wendet die grimmschen Lautwandelgesetze an – leider fehlerhaft – und kommt so zu dem Schluss, dass das deutsche Wort für haben, von dem lateinischen Begriffe capere abstammen muss, da sich ein Lateinisches C immer in ein Deutsches H gewandelt haben soll. Dass capere jedoch nehmen, fassen oder erwischen heißt, stört den Sprachforscher nicht. Dass Sinnwandlungen in Sprachen vorkommen, sei hierbei nicht bestritten. Es ist durchaus richtig, dass sich Wörter dem Sinne nach beim Übergang in andere Sprachen vollständig umwandelten. Doch nehmen und haben gegenüberzustellen, obwohl doch in beiden Sprachen das gleiche Wort für haben existiert, ist dilettantisch und schon als bequem, als denkfaul zu werten.
Das Wort kurz, soll – aufgrund der Lautgesetze – dem lateinischen Begriffe curtus (beschnitten, kurz) nachgebildet worden sein. Doch die übliche Verwendungsform, um das Kurze auszudrücken, war im alten Rom das Wort brev-is (kurz). Warum sollten also Völker des Nordens gerade ein ungeläufiges Wort wie curtus entlehnt haben? Weiterhin fällt an diesem Beispiel ins Auge, dass das deutsche Wort kurz, um mit dem lateinischen curtus urverwandt zu sein, korrekterweise hurz lauten müsste, denn indogermanisches C (K) wird im Munde der Germanen nach besagten Gesetzen immer zu H. Die Inder nennen das Herz – H-r̥-d (fast wie Hard gesprochen), wir sehen am Anfang ein H und demnach finden wir wieder keine Spur von Lautwandel. Im Griechischen finden wir das Wort Klangê, was bezeichnenderweise Klang bedeutet. Im Lateinischen ist es Clangor, im Mandschurischen Kialang, im Altdeuschen hieß es bereits Klanc. Auch dieses Wort sollte, würden die Lautgesetze stimmen, in der deutschen Sprache Hlang heißen. Keine Fährte führt uns aber dorthin. Diese Beispiele, die beliebig erweiterbar sind, sollen an dieser Stelle genügen um zu veranschaulichen, dass das, was in der Einleitung gesagt worden ist, und zwar, dass Sprache nicht mechanisch betrachtet werden darf, sondern dass sie geistig und damit dynamisch ist, seine vollkommene Gültigkeit besitzt. Wir halten fest, dass Lautwandlungen erfolgen, dass diese jedoch nicht stumpf und gefühllos von statten gehen, sondern dass sie sich aufgrund der Entwicklung der Menschen und der sich ändernden Welt der Empfindungen vollziehen. Begriffe werden geboren, reifen heran und sterben aus. Die Naturgesetze, die ihren Ursprung in der geistigen Welt haben, werden auch im Bereich der Sprache nicht außer Kraft gesetzt, verhalten sich jedoch freilich stets dynamisch und lebendig, nie aber starr und wesenslos.
Diese Lebendigkeit, diese mehrfach angesprochene Kraft Sprache zu formen, ist heute verschwunden. Doch wir finden auch in unserer statisch gewordenen Sprache noch Hinweise, noch Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, die uns aufzeigen wie sinnhaft und intelligent Begriffe geformt worden sind. Dazu möchte ich auf die eben schon angedeuteten Kehrmotive der Sprache zurückkommen. Nach den bisherigen Charakterisierungen der Laute und Mitlaute sind wir in der Lage, gewissen Begriffen ihre Wirklichkeit, ihre Wesenhaftigkeit zu entlocken. Ein wunderbares Beispiel hierzu findet sich einem Wort, das über alle Sprachkreise hinweg verbreitet ist, das Wort BERG. Das Wort Berg besteht aus dem Konsonantengefüge B-R-G, dem der Vokal E eingeschoben wurde. Mit den bisher gegebenen Schilderungen sollte es uns mitunter leicht fallen, die Bedeutung des Wortes Berg zu erfassen. Zu Beginn des Wortes finden wir das B, das Umhüllende, den Laut des Ver-berg-ens. Der Berg, in die Höhe ragend, schließt in sich eine Menge an Mineralien, anderen Gesteinen, Erde und anderen Stofflichkeiten ein. Das dem B nachfolgende E weist uns auf die Größe und Feierlichkeit eines Berges hin, auf den tiefen Eindruck, den ein mächtiger Berg auf uns Menschen ausübt. Staunend und gleichermaßen nachdenkend stehen wir vor seiner Präsenz und blicken an ihm hinauf. Das R weist uns hin auf die Bewegung, auf die mächtige Gestaltung eines Berges im Laufe der Zeit. Er bewegt sich nach oben, der Berg ist gewachsen, in ihm ist viel ver-borg-en, doch über ihm ist der Himmel. Auf seiner Spitze, auf dem Gipfel, fühlt man die Erhabenheit und erlebt das Gefühl von Freiheit. Genau darauf weist uns nun das G hin. Bei der Charakterisierung des G haben wir das bereits verlauten lassen. Es steht für die Geistesentfaltung in der Zukunft. Das was das B im inneren des Berges einschließt, das entlässt das G am Ende des Wortes nach oben. Es steht für das Erklimmen des Gipfels und für die Befreiung und Freude, das Gefühl, etwas Gewaltiges erklommen zu haben. Im Altdeutschen wurde Berg oft noch als berc geschrieben. Das C, welches, wie wir eben bereits aufgeworfen haben, eng mit dem G verwandt ist (beide stammen vom hebräischen Gimel ab), bezeugt seine dem G artgleichen Eigenschaften schon anhand seiner geöffneten Form. Das C ist wie ein Stoßen, es mutet wie eine Befreiung aus dem Umschlossenen an. Es ist Ausdruck von etwas Leichtem. Im Nießen, dem Ha-tschie steckt ein dem C ähnlicher Laut (C wird oft als TSCH oder TCH gesprochen) und dieses Nießen drückt ja eine Erleichterung aus. Es ist demnach in Bezugnahme auf das Wort Berg – berc, relativ gleichgültig, welchen Endlaut wir benutzen, beide drücken das Erleichtern, das Befreien, das Erreichen eines Ziels aus.
Ähnlich zu beschreiben ist das Wort Burg. Hier steht anstelle des E-Vokals ein U, was das in sich Geschlossene, die Abgrenzung der Burg nach außen hin andeutet. In die Burg zog man sich zurück, hier war man ge-borg-en vor dem Feinde und wog sich in Sicherheit. Eigentümlich scheint nun folgendes zu sein: Drehen wir den Konsonantenstamm von B-R-G spiegelverkehrt herum, erhalten wir den Stamm G-R-B. Ob es wohl ein Zufall sein kann, dass sich aus Berg, Burg etc., der Graben und die Grube heraus spiegeln lassen?
B-R-G = Burg, Berg, Bergen
G-R-B = Grube, Grab, Graben
Was passiert mit uns wenn wir in die Grube fallen, was stellt die Grube uns dar? Stellt sie nicht das Gegenteil des Berges dar? Eine Vertiefung hinein in die Erde, während der Berg eine Erhebung aus der Erde heraus ist? Von der Freiheit des G bewegen wir uns (R) beim Fallen in eine Grube hinab nach unten (U), in einen begrenzten Raum, der uns in gewisser Art und Weise umhüllt, einsperrt (B). Die Grube ist zwar nach oben hin offen, was in diesem Falle durch das E angedeutet wird, doch liegen wir ersteinmal darinnen, geraten wir aufgrund der Bedrängnis fieberhaft ins Nachdenken (E), während wir noch über unser Unglück welches uns widerfahren ist staunen (E). Wie wunderbar zeigt uns hier die Sprache auf, was deren Geist dahinter geleistet hat, als er sie schuf. Hier von Zufall oder Spielerei zu reden wäre töricht und albern.
Es bleiben in unserer heutigen Sprache sehr wenige Beispiele einer solchen Sinnumkehrung übrig. Es ist jedoch davon auszugehen, gerade aufgrund der signifikanten Überreste solcher Beispiele, dass es in einer Ursprache, wie sie einst bestanden hat, eine grundlegende Eigenschaft der Wortgebungen gewesen sein muss, sich polar Gegenüberstehendes auch gleichsam so zu bezeichnen. Tatsächlich lassen sich solche Beispiele auch in allen Sprachkreisen finden. Nicht immer ist unter der Umkehrung der Konsonantengefüge jedoch auch eine vollständige Sinnumkehrung zu beobachten. Auch wurde so zum Beispiel eine Handlung in bezug auf ein gewisses Gebiet oder in einem Bereich beschrieben. Im Lateinischen Grad-us (Schritt) sowie im Russischen Grjad-u (schreiten) sehen wir in G-R-D die Umkehrung des Russischen oder Semitischen Konsonantenstammes D-R-G, welcher in allen Sprachkreisen den Weg bezeichnet. Im Russischen Doroga, im Hebräischen Dereg, bei den Assyrern Durug, bedeutet überall Weg. Der Weg (D-R-G) und jener, welcher darauf schreitet (G-R-D). Wir finden diese Stämme auch in der deutschen Sprache noch erhalten in Ausdrücken wie der Gradwanderung und dem Dirigenten, demjenigen, der dem Orchester die Richtung weist. Desweiteren hat sich die Bedeutung unter anderem in Druck (D-R-CK), im Wort Durch (D-R-CH) und im Drang (D-R-nG) erhalten.
Noch einige Beispiele solchen Charakters lassen sich hier aufführen. Dem Fisch (F-SCH), der im Wasser schwimmt und lebt, steht das Schiff (SCH-F) gegenüber, welches sich auf dem Wasser bewegt. An der Rebe (R-B) hängt die Beere (B-R). Weiter kennt der Volksmund seit Urzeiten den Nabel (N-B-L) und das sich daran Laben (L-B-N). Am Beispiele des Embryos, der nur deshalb gedeihen kann, weil er sich durch den Bauchnabel ernährt, kann man den engen Bezug beider Konsonantenstämme zueinander ebenfalls erkennen. Gleichsam sind Nebel und Leben (N-B-L neben L-B-N) in enger Verbundenheit. Berichten doch die alten Völkersagen davon, dass die Menschen einst aus einem Land in die Kontinente zogen, in welchem die Atmosphäre wie ein dichter Nebel war, von dem sich die Menschen durch eine Tätigkeit, die zwischen einatmen und einsaugen gelegen hat, ernährten und somit direkt von diesem Nebel lebten. Auf selbiges Land spielen Aussagen ab die beschreiben, dass die alte Heimat der Menschen das Land war, in dem Milch und Honig floss. Rudolf Steiner beschrieb sehr präzise, dass Milch, Honig und Wasser in urferner Vergangenheit noch nicht voneinander getrennt waren, dass sie als Einheit in der Atmosphäre im alten Atlantis, dem im Gotischen noch vorhandenen Atta-Lant, Attalantis, dem Vaterland der heutigen Menschensprösslinge, bildeten und sich erst trennten, als die biblische Sintflut über die Erde hereinbrach. Wochenlange Regenfälle lassen sich nicht dadurch erklären, dass die Erdachse sich drehte und eine Flutwelle über das Land hereinbrach, sondern sind aufschlussreicher zu begreifen, wenn wir uns eine Atmosphäre vorstellen, die weit ins All hinein reichend, sich plötzlich aufspaltete, in luftartige und flüssige Stoffe und die somit tagelangen Regen bewirkte. Wie auch immer man zu eben Gesagtem stehen mag, der Nebel und das Leben sind doch eng miteinander in Beziehung zu setzen.
Weiterhin ist es nicht des Zufalls Werk, dass das Regal und das Lager, oder das Gras und der Sarg sich gegenüberstehen. Das Gras (G-R-S), welches wurzelt unter der Erde, aber auf der Erde wächst, welches aus der Erde emporsteigt und demgegenüber der Sarg (S-R-G), der von der Erdoberfläche herab, in die Erde niedergelegt wird. Dem Leser sei empfohlen, sich selbständig in die genannten Beispiele zu vertiefen.
Es gibt weltweit solche Beziehungen zu entdecken und sie sind nicht als Spielerei abzutun, sondern ein wichtiger Schlüssel dabei, ursprachliche Zusammenhänge besser verstehen zu können. Das Schilf (SCH-L-F) und das Flechten (F-L-CH) sind ein Beispiel, an dem wir den bereits vollzogenen Wandel der Sprache und die Verunreinigung der einstig unbefleckten Stämme erkennen können. Es ist ein Beispiel, was wir in auffallender Ähnlichkeit im Semitischen Sprachkreis wiederfinden. Im Hebräischen ist CH-L-P das Schilf, im Deutschen ist SCH-L-F = Schilf. Im Gegensatz dazu steht im Hebräischen der Stamm P-L-K (statt CH) für die Spindel, im Deutschen wird für das Flechten, welches mit der Spindel geschieht, der Konsonantenstamm F-L-CH (statt K) verwendet. Im Hebräischen steht dem Zerschneiden (dort S-R-T), das Zertrümmern (T-R-S) entgegen. In der deutschen Sprache haben wir deren Reste in Schrot (Sch-R-T) und Dreschen (D-R-Sch). Diese Erscheinungen sind weit verbreitet. Im Assyrischen steht der Begriff Pilakku (P-L-K) für Beil dem Wort Kalappati (K-L-P) für die Axt entgegen. Dem fügt sich Lateinisch wunderbar die Bezeichnung Clava (C-L-V) für Keule und als Gegenstück Flag-ellum (F-L-G – hier statt V-L-C) für den Flegel an. Diese Beispiele könnten weiter ausgeführt werden, allem voran dann, wenn wir dies auf weltweite Gleichungen anwenden würden. Dem interessierten, doch an den Gegebenheiten zweifelnden Sprachforscher, sollten diese Beispiele als Startmotivation zur Überprüfung des hier Dargestellten genügen. An dieser Stelle sollten sie dem Leser grundsätzlich jedoch nur dem Zweck des Erwerbs eines Grundverständnisses dienen.
Um dieses Kapitel langsam zum Abschluss zu bringen, soll noch auf ein Gegenstück des Berges hingewiesen sein, das TAL. Notwendig hierzu ist, die hierfür fehlenden Lettern T und L näher zu beleuchten.
T
Der Buchstabe T ist ein sehr aufschlussreicher Laut. Es ist das Griechische Tau, im Hebräischen Taw, und steht für das aus dem Geistigen kommende und gegenwärtig in der Form Gebundene. Es zeigt etwas an, was von oben herab, nach unten strahlt. Aus dem Geistigen hernieder strahlt es auf die Erde. Dass Sinnbild des Christus am Kreuz ist mehr als nur eine bloße Metapher. Es ist das Herabsteigen des großen Geistes in die Materie und drückt, gleich der Zahl 4, die Schaffung der Dualität aus. Auch Jesus Christus stieg vom höchsten geistigen Reich herab in das niederste Reich, auf die Erde um diese durch das Aufrichten des Kreuzes gen Himmel wieder mit diesem zu verbinden. Doch dieses größte Mysterium der Menschheit kann hier nicht näher beleuchtet werden. Im Runenalphabet wird das T durch das ᛏ, das teiwaz oder tiwaz, repräsentiert. Bezeichnenderweise gleicht es einem Pfeil, der nach oben zeigt, als solle damit angezeigt werden, woher der Mensch einst gekommen ist. Teiwaz bedeutet Himmelsgott, Abwandlungen davon sind Tyr und Thor, wovon unter anderem die Thüringer ihren Namen haben. Tyr ist der Gott des Sieges und des Kampfes und die Thüringer waren als kämpferisches Volk bekannt. Im Altenglischen wandelte es sich zu tiw, tig, im Griechischen ist es zu Zeus, Altdeutsch Ziu, Tiu, Tiuz, altgermanisch Deiwoz, was ebenfalls Gott heißt, geworden. Lautlich gewandelt hat sich das T auch zu Z (siehe Zeus) oder D, so z.B. in der indischen Lichtsilbe di oder bei dyaus für Tag, im Lateinischen zu Deus für Gott, divine für göttlich, im Englischen divine, was ebenfalls für göttlich steht. Der aufmerksame Betrachter wird unlängst erkannt haben, dass sich diese Lichtwurzel auch ins Deut-sche übertragen hat. Der Deutsche Geist, einst trug er ganz Europa und strahlte weit hinaus in die Welt. Auch das Wort Deut-en hängt mit dieser Wurzel tief verbunden zusammen, denn wenn wir die Be-deut-ung von etwas erkannt haben, haben wir sprichwörtlich Licht ins Dunkel gebracht, haben die geistige Nacht in lichten Tag gewandelt. Auch die Bezeichnung Jupiter verdankt dieser Lichtwurzel ihren Namen, denn sie stammt ursprünglich von Dyaus-Pitar (Dyaus = Erscheinung, Tag, altindisch auch Deva = Gott, und lateinisch deus = Gott, und Sanskrit Pitar; Latein Pater, Deutsch Vater), dem Gott-Vater ab und wandelte sich über Dyu-pitar zu Jupiter. Warum Jupiter ursprünglich die Bezeichnung für den Gott-Vater war und was der heutige Planet Jupiter hier für eine Rolle spielt, steht auf einem anderen Blatte beschrieben.
Das T strahlt also von oben herab nach unten. Auch der Tod, die Trauer oder die Tragik zeigen auf, wie etwas Hohes in etwas Niederes herabsinkt und dort vorübergehend gebunden wird. Auch die heitere Veranlassung zu tanzen, ist ein Einfluss, der von oben herab sich geltend macht. In den östlichen Traditionen ist das Tao der Weg, der Pfad oder die Straße, es ist gleichsam das Zeichen der göttlichen Vaternatur. Es ist das Herabkommen des unbegrenzten Göttlichen in die Form. Fügen wir die bisher gegebenen Beschreibungen der Buchstaben T, A, U und O zusammen und übertragen sie auf die Worte Tau oder Tao, erkennen wir wieder die Genauigkeit des aufgezeigten Bildes. Das T symbolisiert inhaltlich ferner die Zerschneidung der Einheit und die damit einhergehende Möglichkeit des Ausdrucks der Individualisierung (siehe divine – dividere). Im Konsonantengefüge K-R-T, finden wir in jeder Sprache das Trennende wieder. Im Deutschen sei als Beispiel das Kratzen auf der Haut genannt, bei dem wir unter Umständen die Haut auftrennen, also aufkratzen, bis das Blut aus ihr herausquillt oder das kritzeln mit dem Stift auf einem Blatt, was diesem die Form des Gemalten – über das in bezug auf die Entstehung der Schrift ebenfalls viel zu berichten wäre – einprägt. Auch im Altpersischen, dem Avesta finden wir den Wortstamm K-R-T wieder. Der Begriff Kareta bedeutet Messer, im Albanischen ist Korde (K-R-D) das Schwert. Im finno-ugrischen Sprachstamm bezeichnet K-R-T meist das Eisen, aus dem wiederum das Schwert gegossen wird. In ganz Nordasien ist dieser Stamm verbreitet. Im Tscheremissischen heißt Kertne ebenfalls Eisen und wir finden diesen Stamm leicht abgewandelt im Hebräischen Wort Garzen (G-R-Z), was Axt und Meißel bedeutet. Ebenfalls im Hebräischen finden wir einen weiteren Ausdruck für Axt, dem derselbe Stamm zugrunde liegt. Kardom (K-R-D) bezeichnet ebenso die Axt. Auch im Quechua, einem altamerikanischen Idiom, finden wir den benannten Stamm im Wort Karatsa (Krätze) wieder. Im Assyrischen ist Charasu (C-R-S) das Graben, das Hebräische Garad (G-R-D) bedeutet erneut kratzen. Schließlich gehört zu dieser Gruppe auch der Stamm rund um das weiter oben schon erwähnte deutsche Wort kurz (K-R-Z), im Englischen short (S-R-T), im Russischen korotki (K-R-T = kurz). Es benennt das Abschneiden, also ebenfalls der Zertrennen, das Einschneiden, wie wir im Äthiopischen Karasa (K-R-S) für einschneiden oder im Hebräischen Karatz (K-R-T) für abkneifen erkennen. Das Tao versinnbildlicht also das von oben Herabkommende (T), Verwunderung auslösende (A), allumfassende (O) Göttliche oder im Falle von Tau, das Herniedersinkende, sich Zusammenziehende, sich Verdichtende (U).
D
Eben bereits aufgezeigt wurde die Verwandtschaft zwischen T und D. Anhand der beschriebenen Beispiele und der Tatsache des Lautwandels wird wohl jedem klar, dass beide Laute denselben Ursprung aufweisen. Das D ist jedoch weicher als das T und es deutet sich dadurch an, dass es nicht das Trennende, Einschneidende ausdrückt, sondern dass verfeinerte Wesenszüge ihm innewohnen.
Der Hebräische Buchstabe daleth, ד zeigt anhand seiner Form bereits, wie nahe T und D doch letztlich zusammenliegen. Die ursprüngliche Form als Schriftzeichen geht wahrscheinlich auf die phönizische Darstellung () zurück. Es soll eine geöffnete Zelttür darstellen, was uns sinnbildlich daran erinnern mag, wie aus der geöffneten Tür des Himmels, ein Licht dringt, welches uns den Weg zu deuten vermag. Gleichsam die beim T wird uns gezeigt, wie von oben etwas herab strahlt, wie Licht auf die Erde fällt. Das D findet sich dort, wo auf etwas hin gestrahlt, hingedeutet wird. Im Indischen sind dyu und dyaus der Tag, abgeleitet von der bereits erwähnten Lichtsilbe di. Die Charakteristik des Deutens, finden wir auch in anderen Bezeichnungen, in denen das D an erster Stelle steht. Dort, Dieser, Da, Deshalb, Dessen, Durch, Dringen und am Beispiel anderer Sprachen als Bezeichnung für den Weg (Hebräisch Dereg – D-R-G). Es drückt immer ein Feststellen aus, ein Hindeuten, ein ruhiges aufmerksam Machen auf Etwas. Es ist eine ruhige, geistige Gebärde, eben ein Beleuchten, eine Weisung von oben. Das heutige deutsche Wort Tag, wurde im Gotischen noch mit D geschrieben, dag, früher auch daez. Im Runenalphabet ist ᛞ, ᚦ (dagaz, thurisaz) ebenfalls der Tag, das Ausstrahlende, Helle, das was Licht ins Dunkel bringt.
L und M
Bevor wir uns dem Tal und seiner sprachlichen Sinngebung zuwenden, wollen wir selbstverständlich noch den Buchstaben L näher umschreiben. In der hebräischen Sprache das lamed, im Griechischen das lambda, wird L grundsätzlich für die Umschreibung des Schöpferischen angesehen. Im Hebräischen entspricht es dem Zeichen der Waage, es ist der Arm, welcher Dinge hebt oder senkt. Rudolf Steiner gab dem L die Charakteristik des sich Entfaltenden, also ebenfalls die eines gestalterischen oder formgebenden Aspektes. Dieses formgebende Element finden wir anschaulich im deutschen Wort Leim wieder. Das Formende (L) soll die betreffende Materie so umgestalten bzw. verändern, dass diese sich, ausgedrückt durch die Silbe Ei, in Verbindung mit dem M, anschmiegt (siehe den Ausspruch Ei-Ei).
Das M hat unter anderem die Eigenheit, auf alles einzugehen, es nimmt die Form von allem an. Es ist das Verständnisvolle aber auch das Nachdenkende, es ist das stille, überlegte Zustimmen – z.B. im Ausdruck des mmh – es liegt sehr nahe am Herzen. In der Silbe AUM drückt es das sich Zurückziehen ins Innere aus. Das M liegt im Zentrum des Geistigen, es ist nicht umsonst der Anfangslaut des Wortes Mitte oder der Meditation. Diese Merkmale verleihen dem M auch den Gesichtspunkt der Lebenskraft, der Kraft überhaupt, weshalb es ebenfalls am Beginn des Wortes Manna (Lebenskraft, auch Chi genannt) zu finden ist, sowie in Mensch, Mann als auch in Mutter und Mama. Es ist Ausdruck für Verstehen und Zuneigung, wie im Worte mögen. Betrachten wir das Alphabet als Ausdruck der Geisteskräfte können wir sagen, dass das M die geistige Mitte ist und dass sich das sehr übersinnliche H zu dem am meisten ans Stoffliche gebundenen S so verhalten, wie das luziferische Prinzip zum ahrimanischen, in deren Mitte allein Christus zu finden ist. Dies ist nicht wertend zu verstehen, sondern eine Versinnbildlichung. Das M ist das Maß, hinter dessen Bedeutung die indische Silbe ma (messen) steckt, welche wiederum in engster Beziehung zu der Silbe man, dem denken, Gotisch munan (meinen) steht. Das Denken ist das seelische Messen, wie Rudolf Steiner es seinerzeit eindrucksvoll beschrieben hat. Die Silbe man ist die Wurzel von Manas, der Gedankenkraft, welches die hinter dem Denken stehende Geisteskraft meint. So geraten wir nicht umhin zu entdecken, dass hinter der Silbe man immer auch das Denken steckt. Die Worte manu, im Griechischen minos, Ägyptisch menes, Sanskrit manusa, manusya (Mensch) führen alle auf die Silbe man zurück. Wie ausdrucksvoll ist doch das gotische Wort für Menschheit manaseths, die Menschensaat, die Menschheit als eine Saat des Manas, des himmlischen Manna, der Lebenskraft, des Chi, des höheren Ich. Wenn man demnach in einem Satz die Umschreibung man verwendet, muss sich die Frau keineswegs benachteiligt fühlen, sondern es ist eine Benennung für den Menschen!
Die Länge und die Menge
Vom Berge aus betrachtet ergießt sich das Tal wie ein Fluss nach unten. Staunend steht man auf der Anhöhe und blickt hinunter in die langgezogenen, beeindruckenden, sich an den Bergen entlang windenden Täler.
Wie das T uns schon aufzeigt, ist die Charakteristik eines Tals, dass um es herum Berge, bzw. Anhöhen sind, von denen herab durch diverse Einflüsse Einschnitte geschaffen worden sind, die anmuten als hätten die Berge sich auseinanderbewegt und so einen Riss geschaffen, in welchen sich das Tal gelegt hat. Wir haben im A das Auseinanderziehende, nach außen wirkende und gleichsam das staunende Element, das L deutet die Länge und die Biegsamkeit der Entstehung dieser Schöpfung (ebenfalls L) an. Das dem Tal eigene Merkmal des langezogen Seins, finden wir auch in der englischen Bezeichnung Tall (groß, lang) wieder. Heute wird der Begriff Tall meist gleichzeitig in Verbindung mit schlank und lang gebraucht. Eine andere Eigenschaft und zwar die des Biegsamen, finden wir sowohl in Tall, als auch im Deutschen Tal wieder, denn meist schlängelt sich das Tal gleich einem Flusse durch die Landschaft, während der schlanke, große Bursche meist auch ein schlaksiger, biegsamer Kerl ist.
Sowohl Tall als auch Tal stammen vermutlich aus Urgermanischen Zeiten. Die Silben kann man nur bis zum Germanischen dala für Tal und Altgermanisch talaz (biegsam) für das Englische Tall zurückführen. Es wird angenommen, dass in ferner Vergangenheit die Silben dol, del in etwa darauf hinwirken, hindeuten (siehe D), berechnen und einstellen bedeuteten. Die Silbe dol in ihrer Bedeutungsgebung leuchtet tatsächlich ein, denn das hinweisende D wird hier verbunden mit dem umfassenden, dem umarmenden, verständnisvollen O und dem schöpferischen L. Es ist ein umfängliches Hindeuten auf etwas Erschaffenes, auf die Macht und allem voran die Ausdruckskraft der Schöpfung. Dies würde wörtlich erklären, warum wir, blicken wir vom Berge herab in ein Tal und von der Ebene hinauf in die Berge, einem Gefühl von Ehrfurcht, von Verwunderung und einer unaussprechlichen Ahnung an eine höhere Intelligenz anheimfallen. Im Schottischen finden wir heute noch die Bedeutung der Höhe im Worte tal (hoch). Von der Tiefebene aus gesehen sind die Berge unfassbar hoch. Wie bemerkenswert, dass mit dem Begriff TAL sowohl die Tiefe als auch die Höhe bezeichnet wird.
Von der Konsonantenkonfiguration T-L aus gelangen wir nun zur gespiegelten L-T Variante und damit zum Wort Lot. Das Lot bezeichnet eine Gewichtung. Es wird heute beim Angeln genauso verwendet, um den Körper zu bezeichnen, der den Köder mit seinem Gewicht unter Wasser zieht, wie in der Handwerkskunst oder allgemein hin als Maßeinheit. Beim Löten bezeichnet es das Verbindungsmetall, welches verwendet wird um die Metalle zu vereinigen. Im Englischen finden wir es als lot (lott gesprochen), es stammt vom Altenglischen hlot, was dort noch Abschnitt, Auswahl oder Entscheidung hieß. Die altenglische und altdeutsche Variante wird auf das germanische hluta zurückgeführt, was mit Los, Anteil oder Schicksal übersetzt wird. Hier können wir die Verbindung des Buchstaben L mit dem Zeichen der Waage direkt in Verbindung bringen, denn je nachdem welche Gewichtung wir im Leben auf bestimmte Dinge oder Taten legen, beeinflussen wir damit unser zukünftiges Los, unser Schicksal (siehe auch Los und die Silbe –sal in Schicksal), also unser Karma. Die altindische Wortschöpfung Karma ist buchstäblich übersetzt das Handeln (Kar) des Ich (Ma) oder gleichsam das Messen der Handlung, da die Silbe Ma, wie wir bereits erfahren haben auch Messen bedeutet. Lot heißt in Betrachtung der einzelnen Lautbedeutung, dass wir auf das, was wir Schöpfen (L), was wir in unserem Leben an Taten vollbringen, sehr umfassend achten sollen (O), weil wir damit eine Wirkung aus der geistigen Welt herab, also von oben herab (T) erzeugen, die sich an uns bindet, die geradlinig auf uns zurückfällt. Im Worte Hluta oder auch Hlota, wurde dieser Tatbestand durch das H am Wortanfang, was das Wirken des Geistigen im Stoffe andeutet und durch das die Verwunderung, über die die Auswirkung der eigenen Tat auf einen selbst, ausdrückende A, noch viel präziser wiedergegeben.
Insgesamt erkennen wir deutlich den Zusammenhang zwischen T-L wie Tal und L-T wie dem Lot. Die Länge und Tiefe des Tals sind gedanklich mit der Menge, der Gewichtung, dem Messen und Abwägen eng verbunden. Welche Menge Wasser, welches sich windende Gewicht, muss wohl ausdauernd über eine Ebene fließen, bis sich ein Tal in sie hinein gebohrt hat? Wir können das Lot auch mit der Laut-stärke in Verbindung bringen, sowie wir gleichsam das Tal mit der Stille (S-til-le) in Beziehung setzen können. Während Laut (L-T), ebenso wie Lot (L-T), oder im Englischen a lot of, eine eher größere Menge bezeichnet, schließlich ist es bekanntlich meist viel zu laut, gibt uns die Stille (s-T-L), ebenso wie das langgezogene Tal (T-L) eher Auskunft über die Ruhe, die Gemächlichkeit, das langsamer schwingende, während der hohe, laute Piepton uns das Gegenteil aufzeigt. Die Eigenschaft der Ruhe und Stille finden wir, vom Tal ausgehend auch, mit dem anlautenden S zu Wortbeginn, bei der Stelle wieder und beim Stall. Manchmal steht man lange auf einer Stelle, gleichsam wie das Pferd im Stall.
Abschließend möchte ich noch auf den Gegensatz zwischen den Konsonantenstämmen L-B und B-L hinweisen. Während die Liebe das Verbindende, das Zusammenfügende, ja das Verschmelzende zum Ausdruck bringt, ist das Beil dasjenige, was Spaltung bewirkt, was etwas auseinanderkeilt. Ebenso stehen sich das Übel (B-L), was vom Altdeutschen te ubal (das Übel) zum Te-Ufel, dem Teufel wurde und die Liebe, sowie auch das Leben (L-B) gegenüber. Diese Gleichung entdecken wir noch sichtbarer im Englischen bei Love, Live (L-V) und Evil (V-L). Sehr zum Nachdenken anregen sollte dabei, dass das Hindernde, also das, was wir als das Böse (Evil) bezeichnen, auch im Worte Evol-u-tion (V-L) steckt, was uns verdeutlichen kann, dass das uns stets versuchende oder hindernde Böse, das Übel untrennbar mit unserer Entwicklung zusammenhängt und das eine solche ohne diese herausfordernden Kräfte, die es zu heilen gilt, nicht möglich wäre. Wie Buddha schon feststellte ist untrennbar mit dem Leben das Leid verbunden. Wer aber das Wort Leid anhand der hier gegebenen Charakterisierungen untersucht, wird entdecken, dass es eine schöpferische Vorsehung ist, die uns den Weg weist. Durch das Leid (L-D) wird der Mensch erst Edel (D-L), durch die Heilung des Übels in ihm, entsteht die Liebe.
Rekonstruieren können wir, wie ich zu Beginn der Abhandlung bereits angedeutet habe, eine Ursprache auf äußeren Wegen wohl nicht. Wie aber eine solche Ursprache im Entfernten sich zusammengesetzt haben könnte, wie die einzelnen Puzzleteile sich gestaltet haben mögen, das habe ich versucht, hier zu skizzieren. Eine weitere ausgedehnte Grundlagenforschung ist notwendig, um tiefere Zusammenhänge zu berühren und um weitere Rätsel zu lüften.
Der Nutzen von Achtsamkeit und Andacht sowie deren Benutzen im Lebens- und Sprachalltag
Was hilft uns nun das, was auf den letzten Seiten hier aufgeführt worden ist? Wie kann ich diese Erkenntnisse in meinen Alltag einbauen, wo kann ich sie anwenden und warum sollte ich überhaupt auf meine Sprache und deren Anwendung achten? Bringt sie mir Bewusstheit? Macht sie mich zu einem besseren Menschen? Ist es nicht Zeitverschwendung, sich auf solche Nebensächlichkeiten zu fokussieren?
Wir sollten uns vergegenwärtigen, was wir durch diese Schrift erfahren haben, insofern wir es nicht vorher schon schleierhaft in uns getragen oder gar gewusst haben. Uns sollte nach dem Studium des hier Geschilderten klar sein, dass die Menschen, als deren individuelle Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten war wie heute, als sich die Menschensprösslinge noch nicht in verschiedene Rassen getrennt hatten und als es demzufolge noch eine Sprache auf der Erde gab, gleichempfindend zu der Sprache, zu den Lauten standen, gleichmütig gegenüber dieser waren. Der erste Satz des elften Kapitels der Schöpfungsgeschichte in der Bibel sagt uns eine Wahrheit von geschichtlicher Größe, die von den meisten Menschen nicht im vollen Umfange erkannt worden ist.
„Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.“ Die Wörter Zunge und Sprache stehen hier nicht ohne Grund nebeneinander. Sprache und Zunge drücken beiweitem nicht dasselbe aus. Mit der Zunge wird angedeutet, dass die damalige Menschheit noch die Sprösslinge ein und derselben Rasse waren. Sie lebten weitestgehend auf dem gleichen großen Kontinent, den sie als Vaterland (Gotisch Vater = Atta), also Attalant, heute Atlantis bezeichneten. Erst die Tatsache, dass damals eine Rasse auf der Erde lebte, befähigt uns zu der Annahme, dass die Menschen auch einerlei Sprache gesprochen haben. Als die großen Völkerwanderungen begannen, vor und nach der Sintflut, da trennte sich die eine Menschenrasse voneinander. Von einem Ort, zog sie an viele Orte. Aus einer Art, wurden viele Arten. Es ist auch hier nicht als Willkür anzusehen, dass der Ort und die Art (im Englischen entspricht das dem Zusammenspiel von place und race) sprachlich so eng verwandt sind. Es ist ebenso keine Willkür, dass Begriffe wie Gatt-ung (Art, Rasse) und Gatt-er (Tor vgl. mit Ort) oder auch Gart-en so aneinander klingen. In der lateinischen Sprache finden wir diese Verwandtschaft in g-ENU-s (Rasse) und i-ANU-a (Tür, Tor). Sie bezeichnen eine Einzäunung, eine gebietsabhängige Eigenschaft, die von einem Ideal ausgehend sich individualisiert hat. Solche Aussagen haben im Übrigen nichts mit dem heutzutage postulierten Rassismusgedanken zutun. Wenn bei einer Darstellung wie der hier gegebenen jemand ernsthaft Begriffe wie Rassismus in den Mund nimmt, dann kann man daran schon erahnen, dass wenig Intellekt und wenig Verständnisfähigkeit vorhanden oder angewandt worden ist. Einem großartigen Menschen, wie Rudolf Steiner einer war, solche Vorwürfe zu unterstellen, nur weil er klar erläuterte, wie die unterschiedlichen Menschenrassen entstanden sind, sind als absolut halbgelehrt, ja sogar unwissend und unvernünftig zu werten.
Ich möchte daher an dieser Stelle eine von mir in meinem Artikel „Über Natur und Erkenntnis“ gegebene Charakterisierung über die sprachliche Wahrheit des Begriffes Rasse erneut wiedergeben:
„Im Kontext des eben Aufgeführten möchte ich nebenbei darauf aufmerksam machen, dass auch die Wurzeln des heute so negativ besetzten Wortes Rasse in diesen Fügungen zu suchen ist. Meist wird gesagt, das Wort Rasse stamme aus dem Französischen RACE oder dem Italienischen RAZZA (Stamm) ab, andere Forscher meinen, es käme aus dem Arabischen von RAS (Kopf). Dass sowohl der Kopf indirekt, als auch ein Stamm im direkten Sinne mit dem Werden, dem Wachsen zusammenhängen, fällt hier sofort ins Auge. Man kann dies wiederum auf den gleichen Urstamm zurückführen wie das Wort REIS (arabisch; von Wachsen), das Russische RAST-i (wachsen) oder das Ägyptische RAD (wachsen). Wie auch in der Pflanzenwelt verschiedene AR-ten (siehe UR) nur an bestimmten OR-ten wachsen und innig mit diesen verbunden sind, so entwickelten sich ganz natürlich auch die verschiedenen Menschrassen und deren Qualitäten an ganz verschiedenen Orten, unter mannigfaltigen geographischen und klimatischen Voraussetzungen. Die dem Wort Rasse nahestehende Bezeichnung Spross (der heranwachsende, der Keimling) gehört ebenso hierher wie das griechische Wort SPER-ma (Same), das Hebräische SIPOR (Sperling) oder das Englische SPARR-ow (Sperling). Der Begriff Rasse bedeutet also vielmehr Geburt als nur Kopf oder Stamm, auch wenn beide indirekt damit in Zusammenhang stehen. Wir sehen, wie bedacht und naturnah sämtliche Bezeichnungen, sei es die des Sperlings, des Wachsens, der Rose oder der Rasse gewählt worden sind und wie eben schon rein sprachlich alles in der Natur verbunden ist. Wer möge da an einem geistigen Ursprung alldessen zweifeln?
Führen wir das Ganze noch kurz weiter aus:
Im Altindischen ist VRDH (Vrid gesprochen) = wachsen. Im Altpersischen, im Avesta ist VARED = wachsen, Äthiopisch VARZ-ava = wachsen, im Deutschen eben WACH-sen. Nehmen wir hier Bezug zur Pflanzenwelt, stellen wir gleichsam fest, dass das Wachsen gleichbedeutend ist mit dem Grünen. Auch dieses organische Gefüge finden wir auf allen Kontinenten:
Europa (Rom) – VIRID-is (grün)
Afrika (Ägypten) – W-‘-D (grün) – hier sei an das Englische WEED erinnert
Asien (Arabien) – VARAS (grünen)
Sehen wir uns das Arabische va-RAS genauer an, zeichnet sich die Verwandtschaft zum europäischen Begriff RAS-se deutlich ab. Viele weitere Beziehungen wie zwischen KNOSP-e, KNOP-f und KNAB-e, die sich auch auf alle Sprachkreise ausweiten lassen, könnten hier verdeutlicht werden.“
Verschiedene Menschenarten gehören zur Entwicklung unserer Spezies dazu, wie gewisse Vogelarten zur Entwicklung derer Spezies. Diese Tatsachen zu beleuchten gehören zur Pflicht eines ganzheitlich aufklärenden Menschen. Diesem Menschen, nur aufgrund des eigenen Kleingeistes, vorzuwerfen, sich rassistisch geäußert zu haben, ist daher als nicht ernstzunehmend zu handhaben. Aus einer undifferenzierten Einheit, soll eine individuelle Einigkeit sich entwickeln. Dass dabei aus einer Rasse, sowie aus einer Sprache, sich Abzweigungen bilden mussten, leuchtet ein. Dieses Thema könnte weiter ausgeführt werden, ich möchte es jedoch hier nur andeuten und möglicherweise eines anderen Tages ausführlicher auf das Gesagte fortführend eingehen.
Es ist unvermeidbar, will man ernsthaft in seiner Seelenreife voranschreiten, achtsam zu sein und an sich zu arbeiten. Möchte man Sachverhalte wirklich umfassend verstehen, dann ist es ebenso unvermeidbar, sich diesen auch sachlich und offenherzig zu nähern und diese zu studieren. Wir Menschen wollen immer sofort alles verstehen und wir meinen auch oft, alles sogleich begreifen zu können. Erst im Laufe der Zeit wird uns meist klar, dass wir eben doch noch nicht fortgeschritten genug waren, in unserem Denken den ein oder anderen komplexen Sachverhalt in seiner vollen Bedeutungsvielfalt zu erfassen. Wir sind es durch oberflächliche Lehrmethoden und durch halbherziges Denken gewohnt, die Dinge immer nur von einer, maximal von einer zweiten Seite zu betrachten. Wir beherzigen dabei nicht, dass selbst die berühmte Medaille, noch eine dritte, meist nicht beachtete Seite besitzt, welche ihr mittig gelegener Rand ist, ihre Rundung. Bevor wir daher laut aufschreien und einem Menschen etwas unterstellen, oder jemandem Glauben schenken, der einem anderen etwas unterstellt, sollten wir es zuerst vorziehen zu schweigen, uns in den Menschen hineinversetzen, mit dem Menschen sprechen und im Falle eines sich bestätigenden Verdachts dennoch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass wir uns täuschen könnten. Wir sollten bei aller klaren Verstandestätigkeit uns immer auch auf unser Herz besinnen, so schwer es verständlicherweise auch im Alltag oft ist, dies umzusetzen. Unsere Sprache und ihr umfassendes und wunderbares Geistgebäude, können uns dabei helfen, uns bewusst werden zu lassen, wie mannigfaltig die Dinge zusammenhängen und wie schwierig es ist, diese auch nur annähernd zu durchblicken.
Übungen in Selbstdisziplin, geistiger Andacht, Gleichmut, Unbefangenheit, Vertrauen und die dazu notwendige Beharrlichkeit, sowie die Liebe zu sich selbst und damit zu anderen sind Wege, achtsamer zu werden. Sie können helfen, sich in andere Menschen besser hineinzuversetzen und sie können uns lehren, selbst stärker und sicherer durch die Welt zu schreiten. Doch diese Eigenschaften müssen geübt werden, will man sie wirklich entfalten. Man wird nicht einfach vorurteilsfreier oder ausgeglichener, nur weil man es sich eben einmal in einem besinnten Moment vornimmt. Ein Augenblick des Nachdenkens oder des Einsehens allein, reicht hier nicht aus. Wir müssen diese Dinge trainieren, müssen eifrig und zielbewusst uns das Erreichen solcher Eigenschaften als Aufgaben stellen, jeden Tag, so oft wie nur möglich. Doch man muss dies allem voran erst einmal wollen, sich die Bereitschaft dazu in der Seele schaffen, man muss sprichwörtlich danach dürsten. Die Sprache dabei zu studieren und zu beobachten, kann ein möglicher Weg dazu sein, zumindest ein wenig bewusster, achtsamer und umsichtiger zu werden. Für die wahren Übungen solcher Fähigkeiten, wird man dann Anleitungen erhalten, wenn man für deren Aufnahme reif und damit fähig geworden ist. Zu dieser Reifwerdung der Seele trägt man selbst am meisten bei, doch sollte man auch geduldig mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen sein.
Das Werden besteht aus dem Entstehen, dem Sein und dem Vergehen, obgleich es ein Entstehen und Vergehen immer nur aus der Sicht eines nicht umfassenden Blickpunktes aus gibt. Ein solcher Blickwinkel ist der, den wir für gewöhnlich in dieser Welt an den Tag legen. Die Wahrnehmung aus der rein materiellen Sichtweise. Hier gibt es für uns Entstehen, Sein und Vergehen und der Volksmund brachte diese Dreifaltigkeit auch prägnant zum Ausdruck, wenngleich die Ausdrucksweise gleichsam aufzeigt, dass dem Volke die verborgenen Geheimnisse doch bei der Wortwahl bewusst waren:
Es ist das Licht, das am Anfang war, welches wir mit dem Entstehen und dem Staunen (A) gleichsetzen wollen. Es ist das schöpferische (L) Ich, welches von höheren Reichen, auf die Erde kam und an selbige gebunden (T) ist. Am Anfang war das Entstehen, das Licht und die Verwunderung darüber.
Es ist die Leichtigkeit, mit der wir das Sein unter bestimmten Voraussetzungen durchleben können. Es ist die Leichtigkeit, mit der sich ein Löwenzahn in seinem Werdegang, in seinem Sein, durch den Teer der Straße zu schieben scheint. Mit Leichtigkeit bewegt sich der Mensch in seinem Haus, dem Leib (B) durchs Leben.
Und es ist der Leib, die Leiche, der Leichnam, der zurückbleibt, wenn wir wieder Vergehen, wenn die Seele und der Geist den Leibe verlassen und wieder dorthin gehen, wo sie einst hergekommen, auf den Gipfel, in den Geist, zu Gott (G oder C).
Licht, Leicht und Leiche – A, B, C – drei Begriffe und drei Laute unterschiedlichster Bedeutung und doch Ausdruck des ewigen Seins, des ewigen Werdens der Menschheit, dem Reifwerden eines Höheren in uns, dem Reifen des
ICH
Oliver Heinl Hude, den 19.09.2013
www.die-philosophie-des-lebens.de