Familiengut?

Leserbrief zu „Wir erschaffen unser immerwährendes Familiengut“ aus der Oktober-Ausgabe 2015

Für mich ist der Begriff „Familienlandsitze“ auch nicht stimmig und ich denke, dass Ahnensitz tatsächlich die viel bessere Bezeichnung dafür wäre. Wenn ich dann höre, dass das Wort „Ahnen“ bei einigen Menschen negative Assoziationen hervorrufen kann, dann merke ich, wie bei mir irgendetwas aus dem Bauch heraus hochkommt. Was ist an dem Wort Ahnen falsch? Dass es Menschen benutzt haben, die heute als der Ausbund des Bösen dargestellt werden? Dann dürften wir nicht einmal mehr das Wort „Liebe“ benutzen, denn wie viele Menschen haben dieses Wort schon für dunkle Zwecke missbraucht? Im Grunde hat es auf das Wort keinen Einfluss, weil das Wort entsprechend schwingt.

„Wir ahnen etwas!“ Das sagt alles aus: Es bedeutet einerseits, dass wir an das Wissen unserer Ahnen herankommen und andererseits, dass etwas eintreten kann, von dem wir noch nichts wissen – das aber unsere künftigen Ahnen wahrnehmen werden! Ein besseres Wort dafür gibt es einfach nicht und es gilt natürlich auch für künftige Ahnen!

Uns werden viele Worte bewusst verdreht, wir benutzen sie falsch, weil es uns über viele Jahrhunderte so eingeimpft wurde und je mehr unsere Sprache verhunzt wurde, um so schwächer wurden wir. Fragt Euch mal, warum das Wort „Ahnen“ uns so ausgetrieben werden sollte?

Nun komme ich zu der Bezeichnung „Familie“. Dieses Wort wurde in dem Bericht für gut befunden. Aber was bedeutet „Familie“? Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt: Gesinde.

Wikipedia sagt dazu:

Der lateinische Begriff familia (die Hausgemeinschaft), abgeleitet von lat. famulus (der Haussklave), bezeichnete ursprünglich nicht die heutige Familie (Eltern und deren Kinder), sondern den Besitz eines Mannes (des pater familias), den gesamten Hausstand: seine Ehefrau, Kinder, Sklaven und Freigelassene sowie das Vieh. Familia und Pater waren keine Verwandtschafts-, sondern Herrschaftsbezeichnungen. Der biologische Erzeuger (Vater) hieß genitor, nicht Pater. Erst ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Begriff Familie, aus dem Französischen kommend, allmählich in die deutsche Alltagssprache übernommen. Anfangs war er noch gleichbedeutend mit dem älteren Begriff Haus und bezeichnete erst später die engere Einheit der sogenannten Kernfamilie.

Wir sehen, Familie hat mit dem, was wir meinen, überhaupt nichts zu tun. Die wirkliche Bezeichnung dessen, was wir meinen, ist tatsächlich „Sippe“! Die Sippe geht eben nicht über die Familie hinaus – das Gegenteil ist der Fall!

Wir sollten uns mit den alten Bezeichnungen wieder anfreunden – auch wenn es manche Menschen vielleicht nicht begreifen. Stattdessen jedoch Worte zu benutzen, die ursprünglich etwas völlig anderes bedeuteten, bringt uns eher von dem weg, was wir erreichen möchten.

Christa Jasinski 

11. Januar 2016 von Christa Jasinski
Kategorien: Allgemein, Leserbriefe, Nachdenkliches, Rund um den Familienlandsitz, Sprache | Schreibe einen Kommentar

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