Wie feiert Storli Weihnachten? oder Von astralreisenden Katzen und meditierenden Kühen

Der GartenWEden hat den Ethno-Botaniker und begnadeten Geschichtenerzähler Wolf-Dieter Storl für Euch mit neugierigen Fragen gelöchert. Das ganze Interview bekommt ihr in der Märzausgabe des GartenWEden zu lesen. Hier nur schon mal ein Vorgeschmack, passend zur Zeit. Wir mussten mehrmals nachhaken, um zu erfahren, wie die Zeit der Rauhnächte bei Storli aussieht. Herausgekommen ist eine spannende Interpretation der christlichen Symbolik und der Hirten an der Krippe! (Tipp: Das Beste kommt zum Schluss!)

Herr Storl, Sie hatten in Ihrem Vortrag von den Rauhnächten, bzw. den 12 Weihnachtsfeiertagen gesprochen. Feiern Sie selbst Weihnachten als das christliche Fest oder begehen Sie eher die Rauhnächte, wo Sie doch die Ursprünge und älteren Traditionen kennen?

Ich sehe das wie eine Entwicklung, die Wurzeln in der Alt- wie in der jüngeren Steinzeit hat. Und ich sehe das alles als Offenbarungen des Göttlichen oder der geistigen Welt. Sehr viele der alten Götterimaginationen wurden verchristlicht – das schreib ich auch im Buch Ur-Medizin. Und im selben Zuge hat die alte indigene, gewachsene Geistigkeit ihrerseits auch das Christentum mit hineingesponnen. Denn niemand weiß, wann Jesus oder der Rabbi Jeshua geboren wurde. Aber man hat es eben auf die Wintersonnenwende, auf die Geburt des neuen Lichtkindes gelegt. Und das Fest der Sonne in seiner höchsten Zeit, das bei den Kelten dem Bel, Belinus, geweiht war, bei den Germanen dem Baldur – obwohl das wahrscheinlich ein keltischer Kult ist, der zu den Germanen kam. Bei den Germanen, wie auch bei den Letten und vielen nördlicheren Völkern, war die Sonne immer weiblich. Sie war die „liebe Frau Sonne“.

Man kennt auch noch die Sonnengöttin Sunna aus dem Merseburger Zauberspruch. Jedenfalls wurde das hohe Sonnenfest 12 Tage lang gefeiert, das wurde dann auf den Johannis übertragen. Genauso wie der Weihnachtsmann oder der Wintergeist auf den Nikolaus übertragen wurde. Und wenn man dann in die heiligen Biographien geht, sieht man, dass das eigentlich eine Metamorphose, ein Wandel ist.

Für mich sind die Götter unsterblich. Sie haben sich nur für das Zeitalter, sagen wir für das Zeitalter der Fische, christlich angezogen. Jetzt ist wieder ein Wandel da. Die Götter sind unsterblich, genauso wie der Gang der Sterne, der Lauf der Sonne oder die Jahreszeiten. Die sind unerbittlich. Die Götter sind immer da. Es ist eine Hybris, zu glauben, dass wir da Kontrolle hätten. Ich denke, das geht sogar bis zu der heutigen Sache mit dem Klima. Wir denken, wir beherrschen das Klima. Der Versuch wird ja gemacht, dass man wie beim HARP-Projekt die Welt beherrschen kann, wenn man das Wetter beherrscht. Da werden Elektronen in die Ionosphäre geschossen und versucht, die Jetstreams zu beeinflussen. In so einer Zeit sind wir! Ich glaube nicht, dass wir letzten Endes den Gang der Sonne oder der Sterne beeinflussen.

Die Unerbittlichkeit der Jahreszeiten merke ich bei uns auf dem Berg. Wir haben zum Glück keine Lichtverschmutzung. Die Wände sind aus Holz, da kriegt man das mit. Und im Winter ist das gut. Da geht man nach innen und ich kann gut schreiben. Das einzige, was ich mache, ist, dass ich vielleicht Schnee schippe, damit ich zum Holzhacken bis zum Holzschuppen komme. Wenn es zu tauen beginnt, das neue Buch aber noch nicht fertig ist, dann ist das auch eine Form von Unerbittlichkeit. Wenn man nur im städtischen Milieu lebt, mit Zentralheizung und Kunstlicht, da weiß man gar nicht mehr, dass wir in dem Sinne nicht die Herrscher der Welt sind.

Haben sie so ganz persönliche Rituale für die Rauhnächte?

Man geht in sich hinein. Es ist ganz natürlich. Ich bin nicht so jemand, der zwanghaft irgendwelche Rituale macht, sondern mit dem Fluss der Dinge geht. Es ist automatisch, dass man inniger wird. Es ist der Gegensatz zum Mittsommer, wo man ekstatisch wird und hinaus geht. Die ganze Natur freut sich, blüht und duftet. Die Linde duftet und summt, weil die Bienen drin sind. Die Kühe mögen nicht mehr im Stall bleiben im Sommer. Aber im Winter wird es kälter, sie fühlen sich nicht wohl auf der Weide, sie freuen sich, dass sie zusammen im Stall sind.

Die Kelten haben das Samhain genannt, die Zeit der Toten. Das Wort ist etymologisch verwandt mit dem Wort sammeln. Die Zugvögel sammeln sich in Scharen und tanzen dann durch den Himmel, bevor Sie in den Süden fliegen. Ja und der Mensch wird inniger, da bleibt man auch lieber im Haus.

Machen Sie zur Wintersonnenwende nichts besonderes?

Wir machen das ganz traditionell. Ich hole den Weihnachtsbaum aus dem Wald, meist eine Fichte. Den schmücken wir mit Kerzen, das ist ja das Bild des Weltenbaumes, der Schamanenbaum mit den vielen Ebenen des Bewusstseins. Es können auch die Himmelssphären so dargestellt werden. Wir tun sogar eine Krippe darunter, das ist die Geburt des neuen Lichtes, das Christkind. Das ist für mich kein Gegensatz. Und Maria und Joseph, das Männliche und Weibliche. Dann sind da auch die Hirten mit ihren Tieren, die symbolisieren diejenigen, die meditieren. Wenn die Großmütter und Heiler selbst nicht mehr weiter wussten, dann wussten oft die Hirten Rat. Die angeblich Dümmsten, die in der Schule nichts lernen konnten, weil sie verträumt waren, die hat man dann zum Kühe oder Schafe hüten gebracht. Und was machte ein Hirte, bevor es MP3-Spieler gab? Lesen konnten sie sowieso nicht, sie schnitzten Flöten und all sowas. Aber eigentlich meditierten, sie sannen in die Tiere hinein, gingen auf Astralreise in die Kuh! Dann spürt man so mit, was die Kuh macht. Das wissen die heutigen Menschen nicht, weil sie so in ihrem Ego-Gefängnis sind, dass man hineingehen kann in das andere Wesen. Höchstens im Sex. Deshalb wird Sex so übertrieben in der heutigen Zeit, weil es noch eines der wenigen Tore ist. Man kann hineingehen. Ich hab das als Gärtner mit meiner Katze erlebt, die mir zugelaufen ist. Als ich abends im Gartenhaus am Feuer saß, schnurrte die Katze auf meinem Schoß. Ich selber ging ein bisschen in die Meditation und sie hat mich mit hineingenommen. Ich hab gemerkt, dass ihre Seele nicht da ist, sondern auf Astralreise und zwar im Herd. Katzen lieben ja das Feuer, die sind feurige Wesen – Hunde würden nicht in den Herd gehen. Aber die Katze war drin und hat mich mit hineingenommen, auf einmal waren wir in einer Höhle voller wunderbarer Juwelen. Die Menschen können auf solche Reisen gehen und die Wesen können einen auch mitnehmen. Das weiß man heute kaum mehr.

Und genauso haben dann die Hirten Tag für Tag die Kühe angesehen, die so liebkosend das Gras fressen – die beißen und rupfen das ja nicht, sondern umschlingen es mit ihren Zungen und streicheln es. Dann setzen sie sich meist am Nachmittag hin und rülpsen es noch einmal aus dem Pansen hervor, wiederkäuen und meditieren die Energien, die Himmel und Erde in die Pflanzen hineingetan haben. Sie sitzen da und meditieren, deswegen brauchen die Kühe Hörner und Klauen, weil jene die freigesetzten, ätherischen Energien wieder zurückschicken.

Und wenn man als Hirt‘ dasitzt und sich meditativ in das Kuhwesen hineinbegibt, dann lernt man sehr viel über die inneren Qualitäten der Pflanzen und Kräuter. Deswegen hat man, wenn keiner mehr weiter wusste, nicht den Pfaffen mit seinem mickrigen Kräutergarten gefragt oder einen Gelehrten, der erstmal nachschlagen musste, sondern einen Hirten, der gleich wusste, welche Pflanze helfen kann. Das sind Botschaften aus Welten, die den modernen Menschen nicht mehr richtig zugänglich sind, aber wir haben die Fähigkeiten in uns.

 Das Interview führten Thea Baum und Andreas Bunkahle

In der Märzausgabe des GartenWEden wird es noch weitere spannende Antworten von Wolf-Dieter Storl geben.

 

23. Dezember 2015 von Christa Jasinski
Kategorien: Garten/Pflanzen/Tiere, Geistiges, Menschen | 3 Kommentare

Kommentare (3)

  1. Das Interview ist sehr spannend. ICH bekomme Lust Kühe zu hüten.
    Was mich interessiert: Wird es dieses Jahr wieder ein Festival der Liebe geben.Das letzte war sehr schön.
    Liebe Grüße
    Jana

  2. Liebe Jana,
    es freut mich, dass dir das Interview gefällt. Mehr von Storli gibts in der März-Ausgabe des GartenWEden zu lesen. Die Januar-Ausgabe wird aber auch super spannend. Da hat Christa nämlich einen Jungen interviewt, der nie zur Schule ging und doch das Abitur abgelegt hat.

    Von einem neuen Anastasia-Festival weiß ich noch nichts. Ich glaube, es wird eher kleinere, regionale Feste geben. Vielleicht findet das „Fest der Liebe“ ja noch einmal statt. Es hängt bei allen Festen am Engagement der Leute. Wer feiern und Menschen treffen möchte, ist manchmal gut damit beraten, die Organisation dafür selbst in die Hand zu nehmen und einen Anfang zu wagen.

    Liebe Grüße
    Thea

  3. es fügen sich grade viele puzzle-teile meines lebens zusammen. sinn entsteht. es macht mich fröhlich und zugleich traurig.ich hatte oft gefühlt,dass das schnurren und vibrieren meiner katze etwas tolles in sich beherbergen musste.und ich weiß jetzt,dass sie mich einmal mitgenommen hat auf eine reise.es war ein kurzer moment in dem ich ein gefühl empfand,welches ich nur als liebe beschreiben kann,da mir nichts grösseres einfällt.aber es war grösser.groß wie eine dimension.ohne Raum.ohne zeit.ich weiß noch,dass buddhistische klänge zu hören waren.glöckchen und leise gongschläge.sie ist vor kurzem gestorben.sie ist mir schon zwei,drei mal im traum erschienen,weil ich sie gebeten habe mir zu zeigen wo sie jetzt ist.das hat sie auch getan.sogar recht präzise,denk ich.nur kann ich die ganzen symbole nicht deuten,sodass ich nicht weiß,wie ich sie finde.meine freundin träumte auch von ihr und sie sah in ihren traum genauso aus wie in meinem.mal abwarten was noch kommt. danke,für deine inspiration.

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