Willis wahre Weisheiten: Kinder sind einfach herzig!

Willi

Du bist cool, viel cooler als meine Mama, sagte mir mein 13-jähriger Enkel. Klar, für Großeltern ist es leicht, cooler zu sein, weil die ja nicht dafür sorgen müssen, dass die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht und ihr Zimmer aufgeräumt haben und sie müssen auch nicht dafür sorgen, dass die Ernährung der Kinder ausgewogen ist und sie, bevor es Schokolade gibt, auch ausreichend Obst und Gemüse gegessen haben. Großelternbesuche sind Ausnahmesituationen und Enkel dürfen dabei auch mal über die Stränge schlagen. Irgendwie können Großeltern selbst dann viel gelassener sein, wenn die Kinder eine Sauerei veranstalten. Das wird einfach als ein Ausnahmezustand verbucht. Zu Hause würde es fürs Zusammenleben sicher schwierig, wenn Eltern immer alles durchgehen lassen würden.

Mein Schwiegersohn wollte mir beim renovieren der Küche helfen und als die Kinder das hörten, wollten sie natürlich mit. Für Kinder ist nämlich das Abreißen von alten Tapeten und das Streichen von Wänden ein Abenteuer – zumindest, wenn man gute Nerven hat und einfach mal schauen kann, was dabei heraus kommt. Ich habe gute Nerven und es war mir ein Vergnügen dem Chaos, das sich daraus entwickelte, zuzuschauen. Meine Tochter wurde immer nervöser, aber ich versicherte ihr, dass sie den Dreck nicht weg machen muss. Vier Kinder rissen uns vor Begeisterung Pinsel und Rollen aus der Hand und legten unbekümmert los. Und nicht nur die Wände wurden gestrichen. Unsere Fünfjährige verteilte gleichmäßig die Farbe: Ein Pinselstrich auf die Wand, ein Pinselstrich auf die Malerin und ein Pinselstrich auf den Boden – wenn schon, denn schon. Mein Schwiegersohn und ich versuchten in dem Chaos den Überblick und die Mutter der Kinder besser von dem Chaos fern zu halten. Sie muss ja nicht unbedingt alles mitbekommen. Aber ganz konnten wir es vor ihr doch nicht verbergen, denn sie war es, die anschließend die Kinder in die Badewanne steckte. Man macht sich ja keine Vorstellung davon, wo sich bei einem fünfjährigen Kind nach solch einer Streichaktion überall Farbe befindet. Aber zum Schluss glänzten alle Kinder wieder vor Sauberkeit. Mit der Küche war es etwas schwieriger. Ich habe die Eimer voller milchigweißer Wasserbrühe nicht gezählt, deren Inhalt anschließend im Gulli landete.

Trotzdem – ich würde es wieder tun, denn die Freude, die die Kinder beim Streichen verbreiteten, ist unwiederbringlich und sie fuhren mit glänzenden Augen und der Gewissheit eines sehr erfüllten Wochenendes wieder nach Hause. Unser 13-Jähriger verabschiedete sich bei mir mit den Worten: „Zu Hause dürfen wir nicht mitstreichen“. Ganz bestimmt aus gutem Grund – aber wir Großeltern haben ja im Laufe des Lebens gelernt, gelassen auch auf schwierige Situationen zu reagieren. Wie heißt es so schön in einem Sprichwort? Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Wenn dem so ist, dann war das für die Kinder sicher ein äußerst lehrreiches Wochenende, denn der Kunst des Anstreichens sind sie an diesem Wochenende bedeutend näher gekommen.

Euer Willi

28. Juni 2014 von Christa Jasinski
Kategorien: Satire | Schreibe einen Kommentar

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